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Wie sieht eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur aus?

Wie sieht eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur aus?
Alina Donets - Portfolio Manager

Alina Donets

Portfolio Manager
Pascal Menges - CLIC Equities, CIO Office

Pascal Menges

CLIC Equities, CIO Office

 

Es ist an der Zeit, unsere derzeitigen verschwenderischen und nicht nachhaltigen landwirtschaftlichen Verfahren zu überdenken. Als Teil unserer Entwicklung hin zu einer Bio-Kreislaufwirtschaft gilt es, giftige und ineffiziente Methoden, mit denen die Natur ausgebeutet wird, durch eine regenerative Agrarwirtschaft, Präzisionslandwirtschaft und naturverträgliche Techniken zu ersetzen.

 

Gut zu wissen

  • Nicht nachhaltige landwirtschaftliche Verfahren sind das Resultat einer wachsenden Weltbevölkerung und einer ständig steigenden Nachfrage nach billigeren Lebensmitteln. Infolge von Düngemitteln und Pestiziden hat das System die natürlichen Ressourcen bis an ihre Grenzen strapaziert
  • Kommerzielle Lösungen für eine verbesserte Effizienz und Produktivität landwirtschaftlicher Verfahren sind verfügbar, und Investitionen werden eine grosse Rolle bei ihrer beschleunigten Verbreitung und Übernahme spielen
  • Die Präzisionslandwirtschaft ermöglicht beispielsweise die kontrollierte Ausbringung von Düngemitteln, Herbiziden und Wasser, wodurch sich die Ernteerträge verbessern lassen und ein Beitrag zum Erhalt unserer lebenswichtigen natürlichen Ressourcen geleistet wird

 

Nachhaltige Ernährungssysteme und die Bio-Kreislaufwirtschaft

Der Mensch hat die Ressourcen der Erde über Generationen hinweg derart überstrapaziert, dass die lebenswichtigen Land-, Wasser- und biologischen Ressourcen unwiderruflichen Schaden zu nehmen drohen. Technologie und Innovationen ermöglichen indes eine Entwicklung hin zu einer neuen Bio-Kreislaufwirtschaft, in der die Ressourcen erneuerbar sind, nachhaltig bewirtschaftet, zurückgewonnen und so weit wie möglich wiederverwendet werden.

Wir bei LOIM erkennen an, dass die Natur eines der wichtigsten und produktivsten Güter unserer Wirtschaft ist. Unsere „Natural Capital“-Strategie investiert in Unternehmen, welche die regenerative Kraft der Natur nutzen, um von robusten langfristigen Faktoren zu profitieren, die für eine solide langfristige Gewinnerzielung sorgen.

Durch die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung, die Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme und die Entwicklung umweltfreundlicher Anbaumethoden lassen sich die der Natur eigenen Fähigkeiten schützen und nutzen, während zugleich die Ressourceneffizienz verbessert und eine schlankere Form der Agrarindustrie gefördert werden können. Kommerzielle Lösungen für eine verbesserte Effizienz und Produktivität landwirtschaftlicher Verfahren stehen zur Verfügung, und Natural Capital zielt darauf ab, eine wichtige Rolle bei diesem Übergang zu spielen.

Nachhaltige Ernährungssysteme stehen im Einklang mit der Bio-Kreislaufwirtschaft – eines der vier Investment-Unterthemen unserer „Natural Capital“-Strategie sowie eine ihrer Wachstumschancen.

 

 

ABB. 1 Vier Anlagethemen bestimmen die „Natural Capital“-Strategie

Quelle: LOIM. Nur zur Veranschaulichung.

 

Ineffiziente und toxische Landwirtschaft

Allein der Agrarsektor zeichnet für 80% der geänderten Landnutzung weltweitund 70% der globalen Süsswassernutzung verantwortlich.Er stellt eine Bedrohung für 86% der vom Aussterben bedrohten Arten dar3. Darüber hinaus steht die Landwirtschaft unvermindert mit nicht nachhaltigen Verfahren in Verbindung, wie etwa Monokulturen und intensive Beackerung oder die Bearbeitung des Bodens, wenn er zu nass und nicht pflügbar ist. Dies kann die Bodenstruktur und -qualität stören, den Oberflächenabfluss und Erosionen beschleunigen und gleichzeitig die Vielfalt der Landschaften und Lebensräume reduzieren.

Die derzeitige Lebensmittelproduktion basiert stark auf dem Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und Wasser. Sie fügt der Tierwelt aufgrund der Wasserentnahme Schaden zu und beeinträchtigt die Wasserqualität durch den Abfluss von Boden und Chemikalien. Die nachgelagerte Verschmutzung, insbesondere durch Düngemittel, schädigt zudem maritime Systeme.

Exzessiver Düngemitteleinsatz und die Störung der Nährstoffkreisläufe von Stickstoff und Phosphor haben bereits zur Degradierung von einem Drittel der Böden geführt; bis 2050 könnten gar 90%gefährdet sein. Es handelt sich ausserdem um eine der planetaren Belastbarkeitsgrenzen, die bereits überschritten worden sind.

 

Unzulängliche Vorschriften

Obwohl die Umweltschäden im Landwirtschaftssektor weithin bekannt sind, wurden bislang nur unzureichende regulierende Massnahmen ergriffen. Die Regulierungsbehörden versuchen, dies nun durch Programme wie die Farm-to-Fork-Initiative der Europäischen Kommission zu korrigieren. Diese im Mai 2020 eingeführte, auf zehn Jahre ausgelegte Strategie will die Herausforderung angehen, Lebensmittel zu erzeugen und zu konsumieren, ohne die Kapazitäten unseres Planeten zu sprengen.

Auch in China werden mehr Fortschritte hin zu nachhaltigen agrarwirtschaftlichen Verfahren erzielt. Im Jahr 2021 veröffentlichte die dortige Regierung ihren 14. Nationalen Fünfjahresplan für die Entwicklung einer grünen Landwirtschaft. Als zentrale Ziele für die Jahre 2021 bis 2025 wurden der Schutz der Ressourcen, die Bekämpfung von Umweltverschmutzung, die Wiederherstellung von Agrarökologie und die Entwicklung emissionsarmer agrarwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten ausgewiesen.

 

Agrartechnische Lösungen

Unsere zukünftige Ernährung muss nicht von Mangel, Verschmutzung und der Degradierung von Böden und aquatischen Ökosystemen geprägt sein. Es gibt bereits kommerzielle Lösungen für diese Probleme. Unsere „Natural Capital“-Strategie strebt danach, Unternehmen ausfindig zu machen, die positive Fortschritte bei der Bewältigung der Nachhaltigkeitsherausforderungen in der Landwirtschaft machen.

So wurden bereits einige Technologien eingeführt:

  • die intelligente und präzise Bewässerung, die hilft, Wasser zu sparen und die Belastung für Feldfrüchte zu verringern
  • die Präzisionsausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, um die Menge der versprühten Chemikalien bei gleichem Ertragssteigerungspotenzial zu reduzieren
  • Direktsaatverfahren, mit denen die Nährstoffe im Boden verbleiben

Mit zunehmendem technologischem Fortschritt werden Innovationen kontinuierlich vorangetrieben. Dies führt zu einer höheren Präzision und einer deutlich stärkeren Integration immenser Datenmengen – etwa zu Geologie und Wetterbedingungen – all das für verbesserte Böden und erweiterte Ökosysteme, während sich kontinuierlich die Ernteerträge optimieren lassen.

Die Innovationen in der Bio-Ökonomie erstrecken sich auch auf sichere und umweltverträgliche Neuheiten bei der Saatgutentwicklung, eine grüne Chemie für den Pflanzenschutz und auf Ertragssteigerungen. Ausserdem halten die Vorlieben der Konsumenten einen grösseren Teil der Landwirte dazu an, ihre Felder und Betriebe auf nachhaltige, biologische oder biodynamische Art zu bewirtschaften.

Die globalen Versorgungsketten werden anfälliger für Störungen, was erhebliche Auswirkungen auf die Rohstoffströme und die Verfügbarkeit wichtiger Chemikalien haben kann, die zur Sicherung der agrarwirtschaftlichen Produktivität benötigt werden. Daher ist man hier aktuell um noch mehr Investitionen bemüht.

Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Land und des sich abzeichnenden Klimawandels dürften die landwirtschaftlichen Systeme zunehmend autark und vom Handel unabhängig werden. Dadurch wird man in diesem Sektor noch offener für Innovationen und einen umsichtigeren Umgang mit den natürlichen Ressourcen und letztlich noch motivierter, mehr Kapital für die Verbesserung und Modernisierung des Systems bereitzustellen.

 

Landwirtschaft neu gedacht

Wir müssen eine naturverträglichere Landwirtschaft betreiben und verschwenderische Methoden einstellen. Erreichen lässt sich dies, indem technologische Innovationen mit bewährten Verfahren der regenerativen Landwirtschaft kombiniert werden, um die Erträge zu steigern und den Schaden für die natürlichen Ressourcen zu minimieren.

Quelle: LOIM. Nur zur Veranschaulichung.

 

Präzisionslandwirtschaft unter Nutzung verschiedener Technologien für mehr Effizienz gemäss dem Grundsatz der „4 R“: die richtige Quelle, die richtige Menge, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit.5 Bis 2030 könnte die Präzisionslandwirtschaft bis zu 200 Millionen Tonnen mehr an Ernteerträgen liefern.6

Mit Maschinen verbundene Softwaresysteme können Landwirten helfen, mittels hochsensibler Sensoren und Sprühgeräte effizienter zu arbeiten und zugleich die benötigte Menge an Betriebsmitteln zu optimieren.

Die Präzisionsbewässerung kann beispielsweise dazu beitragen, den Wasserverbrauch drastisch zu senken, indem sie gezielt die Wurzeln der Pflanzen bewässert und die Bodenbedingungen überwacht. So kann die variable Bewässerung zu Wassereinsparungen von bis zu 25% führen.Intelligente landwirtschaftliche Geräte müssen durch digitale Technologien ergänzt werden. Diese können helfen sicherzustellen, dass die Landwirte zum Beispiel vor Regenfällen nicht bewässern.

Die Präzisionslandwirtschaft trägt auch zu verringerten Bodenverdichtungen, Abflüssen und Erosionenbei. So haben verschiedene Studien nachgewiesen, dass der Einsatz von Herbiziden mittels Präzisionseinbringung in verschiedenen Ackerkulturenzwischen 11% und 90% verringert werden könnte. Digitale Werkzeuge ermöglichen ebenfalls regenerative Anbaumethoden.

Autonomere Maschinen könnten durch bessere Konnektivität bis 2030 einen Mehrwert von bis zu USD 60 Mrd. schaffen. Durch ein besseres Zusammenwirken von Böden, landwirtschaftlichen Geräten und Landwirten könnten bis zu USD 175 Mrd. an Wert freigesetzt 10 werden.

 

Natürliche Düngemittel und Pestizide

Durch den verstärkten Einsatz von Biodüngern und Biopestiziden liesse sich die Bodengesundheit verbessern und die Widerstandsfähigkeit gegen Dürre und Überschwemmungen erhöhen. Dies könnte wiederum helfen, die negativen Auswirkungen von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden auszugleichen. Würden 10% der chemischen Pestizide durch biologische ersetzt, liessen sich 250 Millionen Tonnen Chemikalien aus unseren Ökosystemen fernhalten.11

Die regenerative Landwirtschaft legt den Schwerpunkt auf mehr Bodengesundheit, eine erhöhte Bodenproduktivität, mehr Biodiversität und die Kontrolle fremder Arten durch Verfahren wie Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau und reduzierte Beackerung. Zu den anderen Vorteilen zählt eine Verringerung des Stickstoffabflusses um fast 40%.

 

Lösungen finden

Die Zukunft der Ernährung wird von naturfreundlichen kommerziellen Lösungen, einer verbesserten Effizienz und Innovationen abhängen. Dazu zählen Präzisionsgeräte, die den Abfluss von Nährstoffen und Pestiziden und die Bodenerosion verringern, intelligente Anbausysteme und der Einsatz von biobasierten Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.

Wir halten mit unserer „Natural Capital“-Strategie nach Unternehmen Ausschau, die auf die Bio-Kreislaufwirtschaft ausgerichtet sind. Hierzu gehören Unternehmen, die landwirtschaftliche Lösungen entwickeln oder anbieten, mit denen sich die Herausforderungen in den Bereichen Effizienz, Produktivität und Nachhaltigkeit durch technologische und digitale Innovationen, Saatgutwissenschaft, biologische und „grüne“ Chemikalien sowie ein integriertes, nachhaltiges Gesamtkonzept für die Landwirtschaft bewältigen lassen.

 
 

 

Quellen.

[1] Chatham House (2021)
[2] Weltbank (2017)
[3] Umweltprogramm der Vereinten Nationen (2021)
[4] Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (2015)
[5] Chatham House (2021)
[7] Sadler et al. (2005), Evans et al. (2013)
[8] Balafoutis et al. (2017)
[9] Balafoutis et al. (2017)
[10] McKinsey (2020)
[11] “Unlocking growth - powered by biotech,” Novozymes (2021). Letzter Aufruf: September 2022.

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