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Asiatische Anleihen 2020: sicherere, vernünftige Renditen finden
Im Ausblick für asiatische Unternehmensanleihen Asian Credit Outlook, vom vergangenen Jahr waren wir grundlegend optimistisch für die gesamte Kategorie. Die Renditen für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern (Emerging Markets/EM) waren nach der Verkaufswelle 2018 gestiegen, die Renditen von US-Staatsanleihen lagen deutlich über dem US-Trendwachstum und der Inflation, die US-Notenbank hatte gerade angefangen, auf eine akkommodierende Haltung einzuschwenken, und China hatte eine Lockerung der Geldpolitik angekündigt. Die Empfehlung war ehrlicherweise nicht schwierig, ausser für Marktteilnehmer, die sich übermässig Sorgen um die kurzfristige Volatilität machten.
„Günstige“ und überverkaufte Märkte sind meist nicht von langfristiger Natur und in der Tat lieferten Schwellenländer-Unternehmensanleihen 2019 zweistellige Renditen. Zum Jahresende fielen die Renditen auf ein Niveau, das auf absoluter Basis kaum noch als attraktiv angesehen werden konnte. Dennoch haben wir seit Dezember einen weiteren „Melt-up“ erlebt (also einen deutlichen und unerwarteten Kursanstieg mit Verringerung der Spreads, der durch einen „Run“ der Anleger ausgelöst wird, die Angst haben, etwas zu verpassen). Dieser Melt-up bezieht sich sowohl auf die Spreads von Investment-Grade-Anleihen aus Schwellenländern als auch auf die Renditen von High-Yield-Anleihen, die nochmals weiter zurückgingen.
Es wäre zu leicht, diese Melt-up-Rallys als Folge technischer Faktoren zum Jahresende oder temporärer Fonds-Flows abzutun. Wir sind vielmehr der Ansicht, dass strukturelle Faktoren grossen Einfluss haben. Zu den bereits seit vielen Jahren existierenden strukturellen Faktoren zählen: demografische Veränderungen, hohe systemweite Verschuldung in Industrieländern (Developed Markets/DM), mangelnder Spielraum für fiskalpolitische Stimuli in den meisten Schwellenländern, niedrige Produktivität und eine zunehmende Sparschwemme. Unterschiedliche Regionen sehen sich derzeit mit einer säkularen Stagnation konfrontiert: Das erwartete Sparvolumen könnte die von Unternehmen geplanten Investitionen übertreffen – ohne dass eine politische Lösung in Sicht wäre.
Herausforderungen im Anleihebereich
Angesichts dessen stehen wir vor der grössten Herausforderung für Anleiheinvestoren: Wo kann man sicherere Investments mit vernünftigen Renditen finden? Wir gehen davon aus, dass diese Herausforderung 2020 noch grösser wird, weil die Nachfrage nach und das Angebot an US-Dollar-Anlagen nicht zueinander passen. Die Nachfrage von Altersvorsorgesparern aus den USA und Nordasien nach Anleihen wird kräftig steigen. Doch wird diese Nachfrage auf den wichtigsten globalen Märkten auf ein voraussichtlich rückläufiges Nettoangebot an US-Dollar-Unternehmensanleihen treffen. So werden etwa viele Investment-Grade-Anleihen in US-Dollar auslaufen und aufgrund hoch bewerteter Aktien werden weniger Anleihefinanzierungen für Fusionen und Übernahmen erwartet.
Wir stehen vor der grössten Herausforderung für Anleiheinvestoren: Wo kann man sicherere Anlagen mit vernünftigen Renditen finden?
Als Anleiheinvestor können wir uns dem Trend nicht entziehen, wir können aber das anstehende Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage abschätzen und unsere Portfolios in der Folge danach ausrichten – mit entsprechenden Renditen, mit Duration und Duration-Times-Spreads. Das Wiederanlagerisiko ist unseres Erachtens deutlich gestiegen, wir tendieren daher in unseren Credit-Portfolios zu einer längeren Spread-Duration.
Bezüglich des Konjunkturzyklus gehen wir davon aus, dass sich das Wachstum der Schwellenmärkte global beschleunigen und der Unterschied zwischen dem Wachstum der Schwellenländer und dem der Industrieländer von 230 Basispunkten 2019 auf 250 bis 300 Basispunkte steigen wird. Dies dürfte zu höheren Kapitalflüssen nach Asien und in die Schwellenländer führen, höher verzinsliche Anlagen stützen und die Anlegerstimmung verbessern. Zu den unterstützenden Faktoren in China zählen die erwartete Stabilisierung des chinesischen Wachstums (nach Abschluss des Phase-1-Handelsabkommens mit den USA) und Chinas weiterhin akkommodierende fiskal- und geldpolitische Haltung.
Schlüsselthemen für 2020
Unsere wichtigsten Themen 2020 drehen sich um das Ungleichgewicht auf den globalen High-Grade-Märkten, mit voraussichtlich günstigen Folgen für die Credit-Spreads in Asien. So erwarten wir eine höhere Bewertung von US-Dollar-Anleihen, mit der Folge von zusätzlichen Allokationen in Richtung von Investment-Grade-Anleihen aus Schwellenländern und Asien. Die Aussichten für eine weitere technische Unterstützung für asiatische Unternehmensanleihen sind ausserdem sehr gut.
Sich entwickelnde Marktsegmente dürften zunehmend in den Vordergrund rücken, da sie unserer Einschätzung nach vergleichsweise attraktive Credit-Spreads bieten. Zu den chancenreichen Segmenten gehören chinesische Immobilien und die Entwicklung der Greater Bay Area (Guangdong, Hongkong und Macau) in China. Zunehmend in den Mittelpunkt rücken dürfte auch die fortschreitende Energiewende in Asien, insbesondere nachdem in Indien 2019 Anleihen im Bereich Erneuerbare Energien begeben wurden. Zudem gehen wir davon aus, dass indonesische High-Yield-Anleihen Value-Chancen bieten, während der Mittlere Osten Spread- und Diversifizierungsperspektiven offerieren könnte.
Unsere wichtigsten Themen für asiatische Unternehmensanleihen 2020 sind:
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Höhere Bewertungen in den USA, die Investoren in Richtung Emerging Markets und asiatische Investment-Grade-Anleihen lenken könnten
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Ein stützendes technisches Umfeld für asiatische Unternehmensanleihen durch ein geringeres Nettoangebot und neue Investorengruppen
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Chinesische Immobilien: Konsolidierung in der Branche und veränderte Geschäftsmodelle als dominierende Themen
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Immer mehr Investitionsmöglichkeiten in der Greater Bay Area in China
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Rasches Wachstum in der Erneuerbare Energien-Branche in Asien und Fokus auf Projektfinanzierungen in Indien
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Weiter Value-Chancen bei indonesischen High-Yield-Anleihen
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Wachsendes Universum an High-Grade-Anleihen aus dem Mittleren Osten, die Spread- und Diversifizierungsmöglichkeiten bieten
Insgesamt erwarten wir, dass die Schwellenländer-Spreads enger werden und die Spread-Volatilität nachlässt, wenn auch von einem ohnehin schon engen bzw. niedrigen Niveau. Investoren müssen voraussichtlich zweimal so genau schauen, um Renditechancen zu identifizieren und – damit diese Chancen nicht verschwinden – diese vor anderen Anlegern zu nutzen.
Wir sehen zwei potenzielle Risikofaktoren für die Portfolioerträge: einzelne Ausfälle bei Unternehmensanleihen aus dem High-Yield-Bereich, die sich angesichts insgesamt niedriger Portfoliorenditen schnell auf die Erträge auswirken könnten; eine eventuell steilere US-Zinsstrukturkurve, da sich das globale Wachstum 2020 nach der Schwächephase 2019 stabilisiert.
Abgesehen von diesen Risikofaktoren sind wir der festen Überzeugung, dass die grösste Herausforderung für Anleiheinvestoren 2020 noch grösser werden wird: die Suche nach sichereren Anlagen mit vernünftigen Renditen.
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