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Naturkapital: Der Grundstein unserer Wirtschaft

Naturkapital: Der Grundstein unserer Wirtschaft
Thomas Höhne-Sparborth, PhD - Head of Sustainability Research

Thomas Höhne-Sparborth, PhD

Head of Sustainability Research

Die Wirtschaft ist nicht nur aus den Fugen sondern auch aus dem Gleichgewicht geraten. Dies wird nicht nur durch die zunehmenden Probleme mit dem Klimawandel und die Plastikkrise verdeutlicht, sondern zeigt sich auf einer fundamentaleren Ebene auch in der Tatsache, dass unsere Beziehung zur Natur je länger je weniger nachhaltig ist.

Mehr als 50% unserer Wirtschaft beanspruchen heute in moderatem oder starkem Umfang Naturkapital1. Naturkapital umfasst alle natürlichen Ressourcen der Erde, wie Boden, Wald, Wasserreserven, Erze und Mineralien. Diese bilden auch die Grundlage für verschiedene Ökosystemdienstleistungen, wie die Bestäubung - eine Dienstleistung, die Nutzpflanzen im Wert von nahezu 577 Milliarden USD unterstützt, die heute aber durch abnehmende Insektenpopulationen bedroht ist2. Ähnlich verhält es sich in der 1 Billion USD schweren Pharmaindustrie, in der 63% der neuen Medikamente aus Naturprodukten hergestellt werden, die durch die abnehmende Artenvielfalt gefährdet sind3. Naturkapital schützt auch unsere Städte, bildet das Fundament unserer Tourismusbranche und stützt den Wert unserer Immobilien.

 

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Obwohl die Natur für zahlreiche Industriezweige von lebenswichtiger Bedeutung ist, neigen diese dazu, sie zu zerstören. Wir leben in einer linearen Wegwerfwirtschaft, die riesige Mengen von Naturkapital verschlingt. Jedes Jahr werden rund 92 Milliarden Tonnen natürliche Ressourcen abgebaut, um unsere Industrie in Gang zu halten und unsere Konsumgewohnheiten zu befriedigen. Dies entspricht in etwa zwei Dritteln des Gewichts des Mount Everest4. Ein grosser Teil dieser Materialien wird entweder als fossile Brennstoffe verbrannt, geht durch Ineffizienz verloren oder wird verschwendet; weniger als 9% davon werden wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt5.

Durch dieses Wirtschaftsmodell haben wir vier für unseren Planeten wichtige Schwellenwerte überschritten. Ähnlich wie bei einer Gesundheitskontrolle, die zeigt, ob unser Blutdruck, Cholesterinspiegel oder Körpergewicht die Grenzwerte überschritten hat, legen diese Schwellenwerte für den Planeten die Grenzen fest, innerhalb derer unsere Gesellschaft sicher bestehen kann. Unser Wirtschaftsmodell hat uns in Bezug auf den Klimawandel, den Verlust von Artenvielfalt und Lebensräumen und die chemischen Kreisläufe in eine ungewisse, bedrohliche Lage gebracht. Wenn wir nichts dagegen unternehmen und unsere schlechten Gewohnheiten nicht erheblich ändern, sind die Prognosen für unser kollektives Wohlbefinden nicht gut, sondern etwa so, wie wenn ein diagnostizierter Bluthochdruck oder ein zu hoher Cholesterinspiegel nicht behandelt wird.

 

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1 Biodiversitäts-Intaktheits-Index (nicht quantifiziert)
2 Freisetzung synthetischer Schadstoffe, Schwermetalle und radioaktiver Materialien - im Wesentlichen Verschmutzung durch künstlich hergestellte Materialien.
 
 

Bei Lombard Odier sind wir der Ansicht, dass wir von einer unwirtschaftlichen, ineffizienten, ungleichen und verschmutzten Wirtschaft zu einer kreislauforientierten, produktivitätssteigernden, integrativen und sauberen Wirtschaft übergehen müssen. Diese nennen wir die CLIC™-Wirtschaft, englische Abkürzung für Circular, Lean, Inclusive und Clean. Um diesen Übergang zu vollziehen, müssen wir zuerst unseren Umgang mit dem Naturkapital überdenken.

Als erstes müssen wir das ungenutzte Potenzial der kreislauforientierten Bioökonomie erkennen, um die Regenerationsfähigkeit der Natur besser zu nutzen. Im Baugewerbe zum Beispiel könnten 20% des verwendeten Stahls und Betons durch den voll erneuerbaren Baustoff Holz ersetzt werden6. Während die Natur uns bereits mit Nahrungsmitteln, Textilien und Baumaterialien versorgt, sind nachhaltigere Formen der Land-, Forstwirtschaft und Fischerei notwendig, um sicherzustellen, dass wir ihr volles Potenzial ausschöpfen und verhindern, dass diese Sektoren das Naturkapital, auf das sie angewiesen sind, auffressen. Neue Geschäftsmodelle entstehen auch im Zusammenhang mit neuen naturbasierten Produkten wie biobasierten Polymeren und Verbundwerkstoffen für den Einsatz in Alltagsprodukten sowie für die Produktion kohlenstoffneutraler Formen der Bioenergie.

Zweitens müssen wir in produktivitätssteigernde Massnahmen investieren, um das Naturkapital zu erhalten und die Belastung der Umwelt durch die Industrie abzuschwächen. Heute gehen im Verarbeitungsprozess 26% des verarbeiteten Stahls und 41% des verarbeiteten Aluminiums verloren7. Mit Hilfe von neuen Herstellungsverfahren wie die generative Fertigung könnten solche Verluste vermieden werden. In ähnlicher Weise kann der Übergang zu einer Wirtschaft, in welcher die gemeinsame Nutzung von Ressourcen (z. B. der Transport von A nach B) gegenüber dem persönlichem Besitz (z.B. eines Fahrzeugs) privilegiert wird, den Materialbedarf radikal reduzieren und bis zu 4,5 Billionen USD an Vermögenswerten freisetzen, die heute ungenutzt in unseren Garagen, Bürogebäuden und Schubladen liegen8. Ein solches Umdenken, zusammen mit einer besseren Abfallbewirtschaftung und -verwertung, leistet nicht nur einen Beitrag zum schonenden Umgang mit dem Naturkapital sondern bietet auch Gelegenheiten für Investitionen in allen Wirtschaftsbereichen.

Digitalisierung und technologische Innovation bieten viele Bausteine für bessere Lösungen und neue naturbasierte Anwendungen. In der Zwischenzeit wird der Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft das Bewusstsein für die Bedeutung des Naturkapitals weiter stärken, und den Einsatz von kohlenstoffneutralen Materialien und Verfahren zur Kohlenstoffbindung (die Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre durch Aufforstung, Bioenergie, Flächenbewirtschaftung und anderes) vorantreiben.

Naturkapital ist ein ausserordentlich produktives Gut, und unser Planet ist in der Lage, jährlich etwa 19% seiner Biomasse zu regenerieren9. Die Nutzung und Bewahrung dieser einzigartigen Fähigkeit ist für die Gesundheit unserer Wirtschaft von entscheidender Bedeutung und bietet eine reiche Quelle innovativer Investitionsmöglichkeiten.

 

 

Quellen.

1 Gemäss dem WEF-Bericht „Nature Risk Rising“ von 2020 hängt mehr als die Hälfte des Weltsozialproduktes (44 Billionen USD) moderat oder stark von der Natur ab.
3 Schmidt BM, Ribnicky DM, Lipsky PE and Raskin I, Revisiting the ancient concept of botanical therapeutics, Nat Chem Biol 3(7): pp360-366, 2007
4 Circularity Gap Report 2020
5 Idem
6 Maximum level of ambition assumed CTi/ClimateWorks 2050 Roadmap Tool. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0921344911001261
8 Bank of America (2017): “Uberfication — Global Sharing Economy Primer”
 

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