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Mit COP15 zu einem Pariser Biodiversitäts-abkommen?

Mit COP15 zu einem Pariser Biodiversitätsabkommen?
Thomas Höhne-Sparborth, PhD - Head of Sustainability Research

Thomas Höhne-Sparborth, PhD

Head of Sustainability Research

Die Welt konzentriert sich zwar gebannt auf die mit Spannung erwartete Klimakonferenz COP26, die im kommenden Monat in Glasgow stattfindet; heute beginnt aber eine weitere wichtige UN-Konferenz namens COP15, die ebenfalls die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anleger verdient. Hier ein kurzer Leitfaden in drei Schritten, um Sie auf den neuesten Stand zu bringen.

 

1. Was ist die COP15?

Der Klimawandel hat die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen und steht heute weltweit an der Spitze der Nachhaltigkeitsagenda von Politik und Unternehmen. Doch es gibt weit mehr Risiken für die Natur und die Artenvielfalt, die uns in Zukunft bedrohen.

Immer mehr Menschen verstehen, dass die Klimamassnahmen allein nicht ausreichen, um die Zerstörung der Natur einzudämmen, und dass die Natur die wesentliche und produktive Grundlage unserer Wirtschaft bildet. Aus diesem Grund wird den allgemeinen Herausforderungen, mit denen die Natur kämpft, heute deutlich mehr Bedeutung geschenkt. Das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt COP15 baut auf dieser Dynamik auf.

Die COP15, der wohl wichtigste Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen seit einem Jahrzehnt, soll den globalen Rahmen zum Schutz der Biodiversität ab 2020 ausarbeiten. Vor zehn Jahren vereinbarten die 190 Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt im japanischen Aichi erste konkrete Handlungsziele, die sogenannten Aichi-Ziele. Diese Vorgaben bildeten einen Rahmen, der zunächst den Zeitraum von 2011 bis 2020 abdecken sollte. Die Ziele wurden jedoch bald kritisiert, da sie weder umfassend noch messbar und nicht verbindlich sind. Die COP15 bietet nun die Gelegenheit, diese Mängel zu beheben und einen besser durchdachten Rahmen für das kommende Jahrzehnt zu erstellen, so wie das Pariser Klimaabkommen, aber für die Natur.

Die von China ausgerichtete Konferenz mit dem Thema „Ökologische Zivilisation ‒ Aufbau einer gemeinsamen Zukunft für alles Leben auf der Erde“ findet vom 11. bis 15. Oktober online statt. Dazu gehört auch eine Besprechung auf höchster Ebene, die hoffentlich zur Unterzeichnung der „Kunming Declaration“ führt und den Verhandlungen und Zielen die nötige politische Dynamik verleiht.

Vom 25. April bis 8. Mai 2022 folgt dann der zweite Teil in Form einer Präsenzveranstaltung in Kunming, China. Dort soll die globale Rahmenvereinbarung endgültig von den 196 Vertragsstaaten der Biodiversitätskonvention beschlossen werden.

Der erste offizielle Entwurf des Rahmenwerks wurde im Juli veröffentlicht und umfasste 21 Ziele für 2030, wozu auch die Eliminierung der Verschmutzung mit Kunststoffen und das potenzielle Ende jährlicher staatlicher Hilfen von mehr als USD 500 Mrd., die der Natur schaden, zählen. Ebenfalls in dem Dokument erwähnt ist die Forderung, dem Verlust der Artenvielfalt bis 2030 Einhalt zu gebieten und danach einen positiven Netto-Effekt zu erzielen.

Die Investoren hoffen, dass die Konferenz mit einem Übereinkommen für die Natur schliesst, das dem Pariser Klimaabkommen ähnelt. Wir brauchen vor allem Klarheit: präzise Ziele, allgemeine politische Unterstützung, genaue Roadmaps, wie diese Ziele zu erreichen sind, und ein umfassendes Verständnis, was all dies für die Wirtschaft bedeutet.

 

2. Warum ist die COP15 für Anleger von Bedeutung?

Dem Weltwirtschaftsforum zufolge hängt mehr als die Hälfte des weltweiten BIP moderat bis stark von der Natur ab.

Unsere Landwirtschafts- und Nahrungssysteme sind direkt auf die Produktionskapazität der Natur angewiesen. Das gilt auch für wesentliche Branchen wie Forstwirtschaft, Nutzholz, Papier und Kleidung. Im Tourismus und im Immobiliensektor ist der Grossteil des Werts der Anlagen direkt an die immateriellen Vorteile der Natur gebunden. In der Pharmaindustrie sind Produkte aus der Natur oder auf der Grundlage der Natur weiterhin lebenswichtig.

Ganz allgemein gehören zu den ökologischen Leistungen der Natur die Klimaregulierung sowie die Unterstützung der Luft- und Wasserqualität, die alle einen direkten Einfluss auf die Gesundheit der Menschen und auf die Gesellschaft haben. Aus diesen Gründen stellt die Zerstörung der Natur eine unmittelbare soziale und ökonomische Gefahr dar.

Gleichzeitig bietet die Natur aber auch Anlagechancen. Wir brauchen Investitionen von rund USD 440 Mrd., um die Natur zu schützen, aber aktuell werden nur knapp USD 55 Mrd. aufgebracht.1 Diese klaffende Lücke veranschaulicht das Ausmass der enormen Möglichkeiten für Investoren, die sich einerseits an naturgebundene Risiken anpassen und andererseits Chancen nutzen wollen, die auf der Regenerationskraft der Natur aufbauen.

Der Entwurf der Biodiversitätskonvention sieht vor, dass die Vertragsstaaten sich dazu verpflichten, schrittweise bis 2030 jährlich mindestens USD 700 Mrd. zusätzlich zu investieren, um die Finanzierungslücke zu stopfen. Diese Ausgaben sind vom privaten und vom öffentlichen Sektor zu tragen. Wird der Entwurf angenommen, könnte er die Neuallokation hoher Beträge auslösen, die dem Artensterben Einhalt gebieten und neue Möglichkeiten in diesem Bereich eröffnen.

Die globale Anlegergemeinde anerkennt allmählich auch den inneren Wert der Natur und die Wichtigkeit einer nachhaltigen Bewirtschaftung. Was wohl noch fehlt, sind die entsprechenden Taten der Anleger, die dieses Bewusstsein in Investitionen umsetzen, damit Unternehmen umweltfreundliche Lösungen entwerfen, die beispielsweise die Kraft der Natur schützen und nutzen.

Eines der wesentlichen Hindernisse für Investments in Naturkapital ist der Mangel an Informationen, wie in Naturkapital investiert werden kann. Welche wesentlichen Performanceindikatoren (KPIs) müssen die Anleger berücksichtigen? Was entspricht den 1,5 Grad für die Natur? COP15 könnte ein Schritt in diese Richtung sein, um Klarheit bei diesen zentralen Fragen zu schaffen.

 

3. Was dürfen Anleger von der COP15 erwarten?

Die Investoren hoffen, dass die Konferenz mit einem Übereinkommen für die Natur schliesst, das dem Pariser Klimaabkommen ähnelt. Wir brauchen vor allem Klarheit: präzise Ziele, allgemeine politische Unterstützung, genaue Roadmaps, wie diese Ziele zu erreichen sind, und ein umfassendes Verständnis, was all dies für die Wirtschaft bedeutet.

Gefragt ist heute die ausdrückliche Anerkennung des Wertes von Naturkapital durch Staaten und Unternehmen. Konferenzen wie die COP15 leisten einen wertvollen Beitrag dazu.

So wie wir Kohlendioxidemissionen bepreisen, müssen wir das Naturkapital bewerten und den Wert in die Anlagenplanung und die Entscheidungsfindung so einfliessen lassen, dass die Auswirkungen auf die Natur umfassend berücksichtigt werden. Dieses Vorgehen würde auch den Wert der Unternehmen steigern, die in Bezug auf umweltfreundliche Aspekte gut aufgestellt sind.

Ferner muss die Notwendigkeit einer Erhöhung der Investitionen in die Bio-Wirtschaft anerkannt werden. Dazu zählen Investments in naturbasierte Lösungen zur Minderung des Klimawandels sowie allgemeinere naturbasierte Stoffe und Produkte, die nachhaltiger sind und schädlichere industrielle Alternativen ersetzen können.

Die Vermarktung biologisch ausgerichteter Anwendungen stellt in den nächsten 10 bis 20 Jahren eine Chance im Wert von USD 4 Bio. dar2. Wir brauchen eine Roadmap, um dieses Potenzial auszuschöpfen, und eine umfassende Vereinbarung, die aus der COP15 entstehen und uns den Weg zeigen könnte.

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Quellen

1 PWC, Nature is too big to fail (2020)
2 McKinsey Global Institute (2020)

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