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Die Schifffahrt und der Übergang zu Netto-Null

 Die Schifffahrt und der Übergang zu Netto-Null

 

Die Dekarbonisierung der Schifffahrtsindustrie wird mit geschätzten Kosten von USD 1,65 Bio. verbunden sein. Wie ist der aktuelle Stand in dieser Branche und welche Anlagelösungen gibt es, um zur Klimawende beizutragen?

Das unlängst von Lombard Odier und der University of Oxford abgehaltene Net Zero Transition Forum hat Expertenmeinungen für eine Podiumsveranstaltung über die Zukunft der Schifffahrtsindustrie und deren erforderlichen Übergang zu Netto-Null zusammengetragen.

 

Gut zu wissen

  • Verpflichtungen zur Dekarbonisierung rücken in der Schifffahrtsindustrie zunehmend in den Vordergrund. Gleiches gilt für die Technologie, die erforderlich ist, damit Tanker ihre Emissionen verringern können
  • Doch die lange Lebensdauer der Schiffe und die Tatsache, dass darüber hinaus auch die Hafeninfrastruktur erneuert werden muss, offenbaren bei den Investitionsausgaben eindeutige Herausforderungen
  • Vielversprechende Innovationen – vom Windantrieb bis hin zu Schiffsbatterien und der Wasserstofferzeugung auf See – können eine emissionsfreie Schifffahrt in der Zukunft vorantreiben und wirken sich auch eindeutig auf die Investitionslandschaft aus

 

Was muss sich ändern?

Die Schifffahrtsindustrie bewegt rund 90% des Welthandels. Wenngleich sie einen der niedrigsten CO2-Fussabdrücke aufweist – rund 1% der Emissionen des Luftverkehrs – bedeutet ihre schiere Grösse, dass sie letztlich in Bezug auf die globalen Emissionen ebenso stark zu Buche schlägt. Der Seehandel wird bis 2050 ein Wachstum von bis zu 150% verzeichnen. Ohne rasche Verbesserungen der Kohlenstoffeffizienz wird also der CO2-Fussabdruck dieser Industrie erheblich zunehmen.

Laut Gianpiero Nacci, Green Economy and Climate Action Director bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, besteht Finanzierungsbedarf, um diese Industrie reformieren zu können. Erhebliche Investitionen sind erforderlich, um eine alternde Flotte zu ersetzen, deren Schiffe im Jahr 2019 ein Durchschnittsalter von 21 Jahren aufwiesen. Liquidität wird benötigt, um mit den Auswirkungen der Pandemie fertig zu werden, während regulatorische Anforderungen, d.h. sowohl bestehende als auch künftige Vorschriften, für die Flotten mit zusätzlichen Kosten einhergehen.

Laut Paul Stuart-Smith, geschäftsführender Gesellschafter von JS Global Advisory, sind es vor allem diese regulatorischen Anforderungen, die immer stärker zunehmen. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) schreibt eine Verringerung der Kohlenstoffintensität des internationalen Seeverkehrs bis 2030 von durchschnittlich mindestens 40% vor und strebt bis 2050 eine absolute Reduzierung um mindestens 50% gegenüber dem Jahr 2008 an. Nächstes Jahr wird das Gremium darüber entscheiden, ob die Pläne zur Überarbeitung dieses Ziels dergestalt vorangetrieben werden sollen, dass bis zum Jahr 2050 Netto-Null zu 100% erreicht wird.

 

Was sind die Lösungen?

Wie kann die Schifffahrtsindustrie den immensen Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sieht, gerecht werden? Das Podium diskutierte eine Reihe von technologischen Innovationen, die momentan eingeführt werden und die Industrie revolutionieren könnten. Stuart-Smith identifizierte die landseitige Infrastruktur als eine der wichtigsten erforderlichen Entwicklungen. So wird in Rotterdam derzeit ein kreislauforientiertes Wirtschaftszentrum entwickelt. Das vorgeschlagene Zentrum würde Kapazitäten bieten, um die Abwärme einer Raffinerie zur Beheizung von 16’000 Haushalten zu nutzen, Offshore-Wind zur Stromerzeugung einzusetzen und über einen Zeitraum von 15 Jahren 37 Millionen Tonnen CO2 unter der Meeresoberfläche zu speichern.

Die Generalsekretärin der Zero Emissions Ship Technology Association, Madadh MacLaine, vermittelte einen Einblick in die technologischen Fortschritte, die die Schifffahrtsindustrie schon jetzt näher an ihr Netto-Null-Ziel bringen. So macht die Windantriebstechnologie Energie nutzbar, um Schiffe anzutreiben. Dies senkt den Energiebedarf um 20% oder bei einer Routenoptimierung sogar um bis zu 63%. Derartige Lösungen können nachgerüstet und bei Nichtgebrauch sogar weggeklappt werden, um einen reibungslosen und sicheren Betrieb zu gewährleisten. Fortschritte in der Batterietechnologie sind ebenfalls ein wesentlicher Faktor für einen erfolgreichen Übergang. Schiffsbatterien sind inzwischen so weit entwickelt, dass sie in Containern transportiert werden können. Dadurch können sie ausgetauscht werden, ohne dass die Schiffe im Hafen anlegen müssen. Sie liefern umgehend Energie bis zu mehreren MWh und weisen die höchste Energieeffizienz aller Brennstoff- oder Energiespeichersysteme auf.

Der Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff in Wasserstoff-Brennstoffzellen ermöglicht eine effiziente, geräuscharme und emissionsfreie Stromerzeugung. Grüner Wasserstoff kann Brennstoffzellen antreiben, um eine effiziente, geräuscharme und emissionsfreie Stromerzeugung zu ermöglichen. Brennstoffzellen wandeln Wasserstoff und Sauerstoff in Strom und Wärme um und emittieren nur reines Wasser.

Dominic Tighe, Senior Sustainability Analyst, erläuterte die zwei Phasen, die erforderlich sind, damit die Schifffahrt Netto-Null erreichen kann. Die erste ist die Energieeffizienzphase. Sie beinhaltet Innovationen in Bezug auf das Schiffsdesign, die Optimierung des Schiffsrumpfes, Routeneffizienz, Windenergie und Luftschmierung für einen geringeren Luftwiderstand. Damit alleine lässt sich die Branche aber nicht auf Netto-Null umstellen. Geschätzt wird, dass Innovationen wie diese die Emissionsintensität in den kommenden zehn Jahren halbieren könnten. Eine weitergehende Dekarbonisierung ist über die Entwicklung und Nutzung von emissionsfreien Treibstoffen wie Wasserstoff und Ammoniak möglich.

 

Die Anlagechance

Zur Identifizierung der besten Lösungsanbieter greift LOIM auf eine thematische Beurteilung zurück. In diesem Prozess werden Unternehmen ausgewählt, die sich mit den zentralen Themen der Energiewende befassen: Dekarbonisierung des Angebots, Steuerung von Angebot und Nachfrage, grundlegende Lösungen sowie Ökologisierung der Nachfrage. Unser eigener Ansatz – Climate Value Impact (CVI) – erfasst einerseits, wie gut die Unternehmen auf die bevorstehende Klimawende vorbereitet sind, und beurteilt andererseits die finanziellen Auswirkungen im Hinblick auf Risiko und Ertrag. Die damit gewonnene detailliertere Sicht der Wertschöpfungskette in der Schifffahrt kann dazu beitragen, High-Conviction-Portfolios aufzubauen, die ein gezieltes Engagement in den Innovationen ermöglichen, die in der Schifffahrtsindustrie benötigt werden.

 

Wichtige Informationen.

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