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Wie man ein Portfolio für die Klimawende positioniert

Wie man ein Portfolio für die Klimawende positioniert
Hubert Keller - Managing Partner

Hubert Keller

Managing Partner
Didier Rabattu - CIO, Sustainability Equities

Didier Rabattu

CIO, Sustainability Equities

Immer deutlichere physische Zeugnisse eines bereits geschädigten Klimas fordern grosse Aufmerksamkeit ein: Die Klimawende der Wirtschaft ist von enormem Ausmass und enormer Grösse – und sie ist dringend. Sie ist bereits in vollem Gange – und sie birgt branchenübergreifend übergangsbedingte Risiken und Chancen, die plötzlich an Dynamik gewinnen könnten.

Die beispiellos hohen Investitionen, die für die Klimawende benötigt werden, werden auch die Aussichten für das Wirtschaftswachstum stützen. Selbst bei einer weiterhin rasch wachsenden Bevölkerung und fortschreitenden Urbanisierung: Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, müssen wir den Temperaturanstieg weltweit bei deutlich unter 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau halten (und uns bemühen, den Anstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen).

Vorhandene Ressourcen müssen neu verteilt und es muss zusätzlich investiert werden, um mit diesen Anforderungen Schritt zu halten. Zusammengenommen werden in den nächsten 15 Jahren über alle Branchen hinweg fast 100 Billionen US-Dollar1 erforderlich sein, um mit der Geschwindigkeit der ökonomischen und ökologischen Anpassung mitzuhalten.

Die OECD geht davon aus, dass Wirtschaftsreformen zusammen mit einer ehrgeizigen Klimapolitik das BIP im Durchschnitt der G-20-Länder bis 2050 um 2 % bis 3 % im Jahr steigern könnte2. Berücksichtigt man die positiven Effekte vermiedener Klimaschäden, wären es sogar 4,7 %. Um den Anforderungen des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums in den nächsten zehn Jahren nachkommen zu können, macht das eine Verdoppelung der Infrastrukturinvestitionen erforderlich und auch eine Verlagerung der Investitionsströme hin zu einer klimafreundlicheren Infrastruktur, angepasst an das 2-Grad-Ziel.

Die Klimawende ist bereits in vollem Gange und birgt branchenübergreifend übergangsbedingte Risiken und Chancen, die plötzlich an Dynamik gewinnen könnten.

Die Anpassung an höhere Temperaturen und die Verringerung des Risikos katastrophaler Umweltschäden erfordern enorme gemeinsame Anstrengungen aller Branchen. Das gilt auch für diejenigen Branchen, in denen die Emissionsreduzierung schwieriger ist, die jedoch für das Wirtschaftswachstum nach wie vor von entscheidender Bedeutung sind.

Um traditionell CO2-intensive Branchen wie Verkehr, Energie, Landwirtschaft und Industrie auf das Überleben in einer zunehmend CO2-neutralen Welt vorzubereiten, sind zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens erhebliche zusätzliche Investitionen erforderlich. Ein kategorischer Ausschluss dieser Branchen zur Reduzierung des CO2-Fussabdrucks eines Portfolios wird unseres Erachtens dem wissenschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen Anspruch nicht gerecht, auch in diesen kritischen Sektoren Umweltverbesserungen anzustreben und würde es daher erschweren, die finanziellen Ziele von Investoren langfristig zu erreichen.

Um dem Anspruch einer CO2-neutralen Wirtschaft nachzukommen, muss man sich diesen schwer zu beeinflussenden Sektoren grundlegend zuwenden. Ohne sie kann der Übergang zur CO2-freien Wirtschaft nicht gelingen.

 

Treiber des Übergangs

Die Wende hin zu einer Wirtschaft, die CO2-arm und widerstandsfähiger gegen Klimaherausforderungen ist, hat längst begonnen. Getrieben wird sie von mehreren wichtigen und sich selbst verstärkenden Dynamiken. Während die internationale Politik derzeit weit davon entfernt ist, die Weichenstellung für eine CO2-Neutralität im Jahr 2050 zu schaffen, sind viele Länder bereits auf dieses Ziel ausgerichtet oder diskutieren es. Einige Regionen gehen in Führung, wie die EU, die Ende 2019 ihren „Green Deal“ vorgelegt hat; sie will bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent weltweit werden. Selbst da, wo man auf Ebene der Staatsregierungen im Hintertreffen ist (wie zum Beispiel in den USA), richten viele Städte und Unternehmen ihre Ziele an der CO2-Neutralität aus.

Zugleich werden Marktkräfte als Treiber der Wende wichtiger als die Politik, da Innovation und zunehmende Skaleneffekte die wirtschaftlichen Realitäten rasch verändern. Die Wirtschaft ist jetzt Motor des Übergangs, angetrieben von positiven Rückkopplungseffekten durch fallende Kosten und immer wirtschaftlichere CO2-arme Lösungen, etwa bei den Erneuerbaren Energien. Verbraucherpräferenzen ändern sich und lenken die Kaufkraft hin zu Marken, Lebensmitteln und Lebensstilen mit mehr Nachhaltigkeit. Für diejenigen Unternehmen, die nicht auf der Hut sind, steigen die Reputationsrisiken.

Auch Investoren, die Billionen von US-Dollar in die Klimawende gesteckt haben, drängen Unternehmen, Strategien für eine Welt mit weniger CO2-Emissionen und eine klimageschädigte Welt zu verfolgen. Das internationale Gremium von Rechnungslegungsexperten International Accounting Standards Board (IASB)3 hat sich 2019 den über 60 öffentlichen Institutionen, Zentralbanken und Aufsichtsbehörden angeschlossen, um klimabedingte finanzielle Risiken zu berücksichtigen4. Das IASB stellte fest, dass Klimarisiken für die bilanzierten Aktiva und Passiva vieler Unternehmen und damit für künftige Unternehmensgewinne entscheidend sind. Das zeigt, wie wichtig es ist, diese Risiken zu quantifizieren und offenzulegen.

Zusammengenommen schaffen diese Kräfte enorme Wachstumschancen für diejenigen Unternehmen aus verschiedenen Sektoren, die sich für einen Übergang stark machen – entweder indem sie Lösungen für die Anpassung an eine klimageschädigte Welt mit minimiertem CO2-Ausstoss bereitstellen oder sich zu ihrem Vorteil im Wettbewerb neu positionieren.

Diejenigen an der Spitze der Klimawende dürften ihren Marktanteil steigern können und sich besser entwickeln als schlecht positionierte Mitbewerber. Diejenigen, die ihren Kopf in den Sand stecken und sich nicht anpassen, könnten von Kunden, Kapital und Talenten abgeschnitten werden – und in ihrer Existenz bedroht sein.

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Die Dekarbonisierung unseres Planeten ist bereits im Gange, sollte jedoch beschleunigt werden. Um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu generieren und die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens sowie die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen umzusetzen, müssen in den kommenden zehn Jahren alljährlich Investitionen im Umfang von 5,5 Billionen US-Dollar getätigt werden. Der Übergang wird nun von den Marktkräften gesteuert.

 

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Quellen.

1 LOIM: Schätzungen und Prognosen. Basierend auf Daten nach dem Szenario für nachhaltige Entwicklung der IEA im „World Energy Outlook“(2019) und dem „Oxford Economics Global Infrastructure Outlook“ (2019).
2 OECD “Investing in Climate, Investing in Growth” (2017). Link: https://read.oecd-ilibrary.org/economics/investing-in-climate-investing-in-growth_9789264273528-en#page10
3 https://cdn.ifrs.org/-/media/feature/news/2019/november/in-brief-climate-change-nick-anderson.pdf?la=en
4 So hat das The Central Banks and Supervisors Network for Greening the Financial System” (NGFS) erfreut berichtet, dass es von acht Gründungsmitgliedern auf 54 Mitglieder und 12 Beobachter gewachsen ist. 

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