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Schweizer Inflationsziel deutet auf eine weitere geldpolitische Straffung hin
Nach der jüngsten geldpolitischen Sitzung der Schweizerischen Nationalbank betrachten wir das Inflationsumfeld in der Schweiz und untersuchen Faktoren, die gegen eine umfangreichere Zinserhöhung gesprochen haben.
Gut zu wissen
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Zinserhöhung um 25 Bp., Inflationsziel bleibt jedoch weiter über dem Zielband
Wie andere Notenbanken setzte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Inflationsbekämpfung mit einer erneuten Straffung der Geldpolitik fort und erhöhte den Leitzins an ihrer letzten Sitzung im Juni um 25 Bp. Weitere Erhöhungen wurden nicht ausgeschlossen. Die Anhebung um 25 Bp. fiel geringer aus als vorherige umfangreichere Zinserhöhungen. Damit hält sich die Bank die Möglichkeiten für die nächste Lagebeurteilung im September offen. Wir rechnen mit einer weiteren geldpolitischen Straffung an der kommenden Sitzung.
Neben der Zinserhöhung um 25 Bp. hat die SNB ihre bedingte Inflationsprognose angepasst, die für die künftigen Entscheide der Bank von zentraler Bedeutung ist. An der Sitzung im März lag der prognostizierte Wert bereits deutlich über dem Inflationsziel der SNB von 2% für den gesamten Betrachtungszeitraum bis zum 4. Quartal 2025. Dies war ein relativ eindeutiges Signal, dass sich die Notenbank nicht auf Kurs befand, ihr Ziel zu erreichen. So war die Zinserhöhung im Juni gewissermassen vorhersehbar. Der Zielwert der Prognose für das 1. Quartal 2026 bleibt mit 2,1% im Juni weiterhin über dem Inflationsziel der SNB. Damit sind die Äusserungen ähnlich restriktiv.
Mit ihrer Prognose signalisiert die SNB, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich ist. Dies deckt sich mit der Prognose der Europäischen Zentralbank (EZB) an ihrer Sitzung im Juni. Sie hob ihre Inflationsprognosen ebenfalls an und betonte, dass im Juli eine weitere Zinserhöhung in der Eurozone sehr wahrscheinlich sei.
Sinkende Inflation
Die Inflation liegt zwar noch immer über dem künftigen Zielwert der SNB. Eine aktuelle Momentaufnahme der Preisveränderungen zeigt aber einen deutlichen Rückgang vom Höchststand im März (Abbildung 1). Der nachlassende Inflationsdruck bei mehreren Indikatoren wie dem Kern-, Gesamt- und getrimmten KPI deutet auf eine Abkühlung hin.
Angesichts des rückläufigen getrimmten Mittelwerts der Inflation, bei dem extreme Preisausschläge an beiden Enden der Verteilung ausgeklammert werden, kann die SNB zuversichtlicher sein, ihr Inflationsziel zu erreichen. Denn ein grosser Teil des zur Inflation beitragenden Warenkorbs steht im Einklang mit dem Zielwert der Nationalbank – ein Zeichen, dass die Inflation nicht so breit angelegt ist wie zuvor befürchtet. Dadurch nahm der Druck für eine potenziell grössere Zinserhöhung ab.
Abbildung 1. Inflationsindizes für die Schweiz
Quelle: BFS und SNB. Per Mai 2023.
Warum keine Zinserhöhung um 50 Bp.?
Durch die Zinserhöhung um 25 Bp. schloss die SNB die andere mögliche Option aus: eine von einigen Marktteilnehmern erwartete restriktivere Erhöhung um 50 Bp. Dies könnte auf die Erkenntnis der Nationalbank zurückzuführen sein, dass es geraume Zeit dauert, bis sich die vorhergehenden Zinserhöhungen in der Wirtschaft niederschlagen. Denn die Auswirkungen der Geldpolitik auf die Konjunktur zeigen sich häufig verzögert. Aufgrund der Verzögerung des Transmissionsmechanismus ist es für die Notenbanken schwer, das tatsächliche Ergebnis (und damit den Zielwert) ihrer geldpolitischen Massnahmen vorherzusehen. Daher könnte die SNB beschlossen haben, zurückhaltender zu agieren.
Obwohl die Inflation in der Schweiz weiterhin über dem Ziel verharrt, ist sie noch stärker verankert als in anderen Ländern. Daher besteht nur begrenzter Bedarf an aggressiveren Massnahmen. Auch die weltweiten Risiken, denen die Schweizer Konjunktur ausgesetzt ist, könnten zu einer vorsichtigeren Haltung der SNB geführt haben. Zu den Risiken zählt eine Rezession in den USA oder der Eurozone.
„… obwohl die Inflation in der Schweiz weiterhin über dem Ziel verharrt, ist sie noch stärker verankert als in anderen Ländern. Daher besteht nur begrenzter Bedarf an aggressiveren Massnahmen.“
Der Anstieg des sogenannten Referenzzinses für Mieten könnte ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Am 1. Juni 2023 stieg der hypothekarische Referenzzins von 1,25% auf 1,50% – der erste Anstieg seit 15 Jahren. Der hypothekarische Referenzzins wird zur Ermittlung der Schweizer Renten zugrunde gelegt und basiert auf dem gewichteten Durchschnitt der Hypothekarzinsen in der Schweiz. Gemäss Mietrecht sind Vermieter grundsätzlich berechtigt, die Mieten zu erhöhen. Aufgrund der geltenden Bedingungen kommt der Transmissionsmechanismus jedoch nicht unmittelbar zum Tragen.
Einige Mieten könnten jedoch im Herbst anziehen und zu einem Anstieg der Gesamtinflation führen, der aber technisch bedingt und nicht breit angelegt ist. Die SNB erwartet diesen negativen Schock, wenngleich er sich noch nicht in den Daten niederschlägt. Doch selbst wenn der Referenzzins die Mieten in den nächsten Monaten in die Höhe treibt, ist aktuell eine deutliche Abkühlung der Inflation insgesamt zu erkennen.
Der Ausblick der Nationalbank für das Wachstum in diesem Jahr beläuft sich nur auf geschätzte 1%, obwohl das Wachstum im 1. Quartal als robust galt. Während andere wichtige Notenbanken zwischen der Inflationsbekämpfung und der Wachstumsbremse abwägen müssen, ist die Lage der Schweiz unseres Erachtens positiver. Im Gegensatz zu anderen Ländern blieb der Schweiz eine Rezession erspart. Daher hat die SNB im Vergleich zu anderen Ländern einen grösseren Spielraum, gewisse Risiken zur Inflationsbekämpfung einzugehen. Sie könnte die Zügel sogar etwas zu stark anziehen, da das Schweizer Wachstum weniger akut gefährdet scheint.
Das Ende noch nicht erreichtWir rechnen mit einer weiteren Zinserhöhung der SNB im September. Dann dürfte sie eine Pause einlegen, um die geldpolitischen Straffung einwirken zu lassen. Bis die restriktivere Geldpolitik in der Wirtschaft effektiv gespürt wird, vergehen im Durchschnitt mehrere Monate. Diese Erwartung könnte durch einen potenziellen Abschwung ausserhalb der Schweiz ins Wanken geraten. Sollte in anderen Ländern eine Rezession eintreten, könnte sich das auf die Schweizer Wirtschaft negativ auswirken und eine weitere Straffung der Geldpolitik verzögern. |
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