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Das Gesundheits-wesen braucht Digitalisierung

Das Gesundheitswesen braucht Digitalisierung
Henk Grootveld - Head of Trends Investing

Henk Grootveld

Head of Trends Investing
Pascal Menges - CLIC Equities, CIO Office

Pascal Menges

CLIC Equities, CIO Office

Die für technologische Eingriffe bei der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen sprechende Diagnose steht fest, aber das Rezept ist noch nicht ausgestellt.

In den vergangenen 50 Jahren sind die Ausgaben für das Gesundheitswesen weltweit stärker als das globale BIP gewachsen. Der höchste Anstieg ist in den USA zu beobachten. Hier übersteigt das Kostenwachstum des Gesundheitswesens seit den 1970er Jahren das nationale BIP, und 2019 beliefen sich die Gesundheitskosten auf 18% der gesamten Wirtschaftsleistung. In Europa sind die Gesundheitskosten im Verhältnis zum BIP niedriger als in den USA: Der europäische Durchschnitt liegt bei 9,9% und reicht von 5,3% in Luxemburg bis 11,9% in der Schweiz. Aber auch hier kennen die Kosten nur eine Richtung – nach oben. Ohne Reformen am Gesundheitssystem werden die Kosten weiterhin stärker wachsen als das BIP. Verantwortlich hierfür sind verschiedene Ineffizienzen, wie die dezentrale Struktur vieler Gesundheitssysteme, mangelhafte Anreize und eine Fokussierung auf Behandlung statt auf Prävention. Diese Situation wird sich angesichts einer alternden Bevölkerung und der wachsenden Zahl chronisch Kranker noch verschärfen.

Der Grossteil der Gesundheitskosten fällt in den letzten Lebensjahren an. Da die Gesellschaften immer stärker altern, wird es in den nächsten Jahren deutlich mehr Menschen geben, die diesen Punkt erreichen. Ausserdem steigt mit zunehmendem Alter die Häufigkeit ernsthafter Erkrankungen. 2019 litten 60% der Erwachsenen in den USA an mindestens einer chronischen Erkrankung, die eine lebenslange – und daher kostspielige – Behandlung erforderlich macht. Von den USD 4 Bio., die das Land insgesamt für die Gesundheit ausgibt, entfallen bereits USD 2,5 Bio. auf die Behandlung chronischer Krankheiten, und eine alternde Bevölkerung wird für noch höhere Ausgaben sorgen.

Demenz, Parkinson und Arthritis gehören zu den Ursachen der höheren Abhängigkeit in medizinischer Hinsicht, die mit fortschreitendem Alter immer mehr zunimmt. Diese Erkrankungen erfordern eine viel längere Behandlung als Krebs oder Herzbeschwerden, bei denen Patienten leider schneller versterben können, wenn die eingeleitete Therapie ohne Erfolg bleibt. Unterdessen reichen in den meisten westlichen Ländern die Kapazitäten für die Pflege von Demenzpatienten nicht aus, um deren rasch wachsende Zahl und insbesondere Menschen mit Alzheimer angemessen zu versorgen. Zwar mag es bei den Behandlungen vielerlei Fortschritte geben, aber eine rapide alternde Gesellschaft wird die Kosten für die medizinische Versorgung älterer Menschen noch erheblich in die Höhe treiben. Das gilt umso mehr, da Krankheiten wie Demenz sich wesentlich länger hinziehen.

Der Schwerpunkt muss nun darauf liegen, wie die Kosten im Gesundheitswesen gesenkt und ein effizienteres System aufgebaut werden können, bevor wir an unsere Grenzen stossen. Unseres Erachtens liegt die Antwort in der Digitalisierung. Von Zahlungsdiensten bis zur Partnersuche, vom Auto bis zum Einkaufen – die Digitalisierung wird bereits von den meisten Teilen der Gesellschaft bereitwillig akzeptiert. Allerdings hat das konservative Gesundheitswesen die disruptiven Kräfte der Digitalisierung nur sehr zögerlich willkommen geheissen. Mit dem Einsatz bewährter digitaler Instrumente hat die Gesundheitstechnologie das Potenzial, Kosten zu senken und Ergebnisse zu verbessern.

Unseres Erachtens gibt es drei Trends, die das Gesundheitswesen zum Besseren verändern dürften. Zum einem gibt es eine zunehmende Verbreitung der vernetzten Pflege – ein Trend, der durch die Pandemie noch an Fahrt aufgenommen hat. Ärzte haben viele Patienten über Online-Sprechstunden behandelt, und Menschen, die sich zu Hause vom Coronavirus erholen, werden von Ärzten über vernetzte medizinische Geräte fernüberwacht. Die Verbindung zu einem Arzt mittels Telemedizin wird zur Routine werden, ebenso wie das Tragen von vernetzten Geräten, die laufende Messungen der Vitalwerte sicherstellen. So haben Geräte zur kontinuierlichen Messung des Blutzuckers bereits das Leben vieler Typ-1-Diabetiker revolutioniert.

Ferner glauben wir, dass der Schwerpunkt im Gesundheitssystem künftig viel stärker auf der Prävention liegen wird, und zwar durch eine verbesserte und frühere Diagnostik, personalisierte Medizin und gesündere Lebensweise. Studien des Bipartican Policy Center legen nahe, dass regelmässige Bewegung im Verbund mit gesunder Ernährung 50% aller chronischen Krankheiten verhindern kann. Praktische Ärzte, Lifestyle-Coaches und Psychotherapeuten bemühen sich allesamt, die Lebensweise der Menschen zu verbessern und mit Fettleibigkeit in Zusammenhang stehende Erkrankungen sowie andere chronische Leiden zu vermeiden.

Schliesslich gehen wir davon aus, dass sich der Trend hin zu mehr Effizienz noch beschleunigen wird. Wir sind überzeugt, dass das Gesundheitssystem künftig durch Automatisierung, künstliche Intelligenz und Auslagerung einfacher, schneller und kostengünstiger arbeiten kann. Künstliche Intelligenz könnte die Kosten deutlich senken und die Effizienz von radiologischen Diensten erhöhen oder neue Behandlungsmethoden erforschen, zumal sich mit Algorithmen digitale Kopien unserer DNA untersuchen lassen. Roboter sind ferner in der Lage, problemlos mehr als die rund 20 chirurgischen Eingriffe zu unterstützen, für die sie schon jetzt programmiert sind. In diesem Jahrzehnt gilt es noch viele weitere automatisierte Gesundheitsdienste zu entwickeln und zu lancieren, und das in einer Branche, die sich diesem Konzept bisher eher verweigert hat.

Der digitale Geist ist nun endgültig aus der Flasche. Bei den Konsumdienstleistungen und im verarbeitenden Gewerbe haben seine Kräfte Prozesse vereinfacht, Vermittler ausgeschaltet und vor allem die Kosten gesenkt. Das Gesundheitswesen hat diese Rosskur dringend nötig.

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