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Dekarbonisierung: Mögliche Fortschritte im Industriesektor

Dekarbonisierung: Mögliche Fortschritte im Industriesektor

Für die Gesellschaft wie auch für die Wirtschaft ist die Industrie von wesentlicher Bedeutung. Zugleich ist eine echte Dekarbonisierung in verschiedenen Bereichen – von Stahl und Zement über Automobile bis hin zur Geräteherstellung – unabdingbar, um den Übergang zu Netto-Null zu schaffen.

Wie lässt sich die Klimabilanz in diesen Branchen mit schwer reduzierbaren Emissionen verbessern? Thomas Höhne-Sparborth, Head of Sustainability Research, erörtert in diesem Interview das Potenzial der Industrie, Technologien zu nutzen und Geschäftsmodelle anzupassen, um eine deutliche Dekarbonisierung zu erzielen.

 

Aus welchem Grund sind die Emissionen in einigen Branchen schwer reduzierbar und inwiefern ist die Herangehensweise in diesen Bereichen eine andere?

Sektoren wie IT dürften sich leicht dekarbonisieren und ihre Emissionen problemlos verringern lassen, indem man vor allem in erneuerbare Energien und eine grössere Energieeffizienz investiert. Dagegen erzeugen Sektoren wie Zement und Stahl immense Mengen an Emissionen, von denen wiederum nur ein Teil mit ihrem Energieverbrauch in Verbindung steht. Ein Grossteil der dortigen Probleme besteht darin, dass die Prozesse bei sehr hohen Temperaturen ablaufen, die häufig noch den Einsatz fossiler Brennstoffe erfordern.

In diesen Sektoren bedarf es daher alternativer und technologisch anspruchsvoller Technologien. Dazu können die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) oder der Übergang zur Wasserstoffwirtschaft und schrittweisen Reduzierung von fossilen Brennstoffen etwa zugunsten von Biokraftstoffen zählen. In all diesen Fällen sind die Technologien jedoch häufig noch nicht wirtschaftlich tragfähig, zumindest nicht zu Kosten, zu denen wir einen grossflächigen Einsatz dieser Lösungen unterstützen würden.

Diese Branchen mit schwer reduzierbaren Emissionen stehen vor immensen Herausforderungen. Ihre Dekarbonisierung ist aufgrund ihres hohen Anteils an den Emissionen der Weltwirtschaft unabdingbar. Noch ist aber nicht klar, wie sie dies auf kurze Sicht erreichen können. Wir gehen davon aus, dass einige dieser Sektoren eine etwas langsamere oder verzögerte Dekarbonisierung vollziehen werden als einige der Branchen mit leichter zu reduzierenden Emissionen wie Stromversorger oder Technologieunternehmen.

 

Wie bedeutend sind die Kenngrössen der Scope 1-, 2- und 3-Emissionen für den Industriesektor?

Scope 1-Emissionen stehen mit den Anlagen, Einrichtungen und Fahrzeugen eines Unternehmens selbst in Verbindung. Scope 2-Emissionen beziehen sich auf die Stromversorgung und die externe Dampf- und Wärmeversorgung. Scope 3-Emissionen hängen mit der vorgelagerten Lieferkette eines Unternehmens zusammen sowie mit dem nachgelagerten Lebenszyklus der Produkte und den Emissionen, die bei ihrer Verwendung entstehen.

Bei einem Automobilhersteller fallen die Emissionen vor allem in den vor- und nachgelagerten Lieferketten höher aus. Dabei geht es unter anderem um Emissionen, die bei der Produktion von Aluminium, Stahl und allen Automobilkomponenten entstehen. Die nachgelagerten Scope 3-Emissionen sind bei einem Autohersteller am bedeutendsten, da diese mit der Nutzung der Fahrzeuge zusammenhängen –wenn wir beispielsweise mit dem Auto unterwegs sind und dabei fossile Treibstoffe verbrennen. Sie umfassen somit alle anfallenden Emissionen, sobald ein Produkt die Fabrik verlassen hat.

Als Anleger müssen wir eine umfassende Bewertung aller Bereiche der Emissionen (Scopes) vornehmen, um zu verstehen, worauf sich die Unternehmen konzentrieren müssen und wo – bezogen auf die Produktpalette eines Unternehmens – die grössten finanziellen und Übergangsrisiken liegen.

 

Wie unterscheidet LOIM bei der Analyse der Branchen mit schwer reduzierbaren Emissionen zwischen denjenigen Unternehmen mit einem sinnvollen Dekarbonisierungsprozess und solchen, die noch keinen entsprechenden Weg eingeschlagen haben?

Aktuell tendieren viele Anleger immer noch dazu, sich die gesamte Klimabilanz eines Unternehmens anzusehen. Dabei stellen sie vielleicht fest, dass ein Stahlunternehmen eine schlechtere Klimabilanz aufweist als ein Medienunternehmen, weshalb sie es dann vorziehen, ihr Kapital in das Medienunternehmen zu investieren, ohne die Dekarbonisierungspfade der jeweiligen Unternehmen miteinander zu vergleichen.

Mit einer Analyse der Stahlindustrie und einer zukunftsgerichteten Bewertung dahingehend, welche Unternehmen den Übergang zu emissionsärmeren Geschäftsmodellen in Angriff genommen haben und welche nicht, können wir indes zwischen den Vorreitern und Nachzüglern in puncto Klimawandel unterscheiden. Wir sind der Meinung, dass Sektoren mit hohen Emissionen wie die Stahlindustrie auch weiterhin ein sehr wichtiger Teil der Wirtschaft sein werden. Diese müssen sich dekarbonisieren und können das auch.

„Die Herausforderung besteht darin, diejenigen Unternehmen zu finden, die ihre Strategien, Investitionsausgaben und Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten neu ausrichten, um diese Ziele zu erreichen. Wenn wir dabei erfolgreich sind, identifizieren wir für die Zukunft gut positionierte Unternehmen.“

Unserer Meinung nach sind sie nicht nur vor einigen dieser Übergangsrisiken, über die wir gesprochen haben, besser geschützt. Diese Unternehmen verfügen auch über immense Geschäftschancen, wenn sie „den Code knacken“ und beispielsweise kohlenstoffneutralen Stahl herstellen können, der unseres Erachtens hoch im Kurs stehen wird, wenn die gesamte Wirtschaft mit der Dekarbonisierung beginnt.

So lässt sich eine Brücke mit unterschiedlichen Stahlqualitäten bauen. Wenn man zu höherfesten Stählen übergeht, zahlt man in der Regel zwar etwas mehr, aber man braucht auch weniger von diesem Material. Daraus ergeben sich vermehrt Gelegenheiten. Aus Klimasicht lässt sich mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus wesentlicher Infrastruktureinrichtungen deren Fussabdruck also teilweise durch den Übergang zu hochwertigen Stahlgüten verringern. Für Stahlunternehmen bedeutet dies, dass gemessen in Tonnen eventuell weniger Stahl hergestellt wird, dafür aber letztlich ein wertvollerer Stahl, der besser recycelt werden kann und über eine längere Lebensdauer verfügt.

 

Welche wesentlichen Entwicklungen sollten Anleger in diesem Bereich genau im Auge behalten?

Anleger sollten in der Lage sein zu bewerten, welche Unternehmen über die Fähigkeiten verfügen, einen effektiven Dekarbonisierungsprozess zu durchlaufen, und welche nicht. Um hier Erfolg zu haben, sollte man sich auf die nächste Generation der Klimaanalysen konzentrieren.

Insgesamt gilt das Hauptaugenmerk der Finanzmärkte derzeit immer noch dem CO2-Fussabdruck. Wir bei LOIM haben unterdessen eher zukunftsgerichtete Anlagekompetenzen aufgebaut. Wir analysieren die Scope 1-, 2- und 3-Emissionen und bewerten die Ziele und Verpflichtungen der Unternehmen zur Dekarbonisierung, um zu einer zukunftsgerichteten Bewertung ihrer Emissionspfade zu gelangen.

Wir sind allerdings nicht der Meinung, dass allen diesen Zielen die gleiche Bedeutung zukommt. Einige lassen sich von unabhängigen Stellen verifizieren, unterliegen einer regelmässigen Zwischenberichterstattung und werden von klaren finanziellen Strategien unterstützt. Es sind Verpflichtungen dieser Art, die unseres Erachtens besonders überzeugend sind und letztlich Investitionen besonders attraktiv machen.

Bei dem vorliegenden Dokument handelt es sich um einen Auszug aus CLIC™-Konversationen, unserem Podcast zu Nachhaltigkeit und Investitionen. Die vollständige Episode finden Sie hier.

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