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Das Ende der Babyboom-Party

Das Ende der Babyboom-Party
Henk Grootveld - Head of Trends Investing

Henk Grootveld

Head of Trends Investing
Pascal Menges - CLIC Equities, CIO Office

Pascal Menges

CLIC Equities, CIO Office

In den letzten 60 Jahren profitierten die meisten Länder von einem beispiellosen wirtschaftlichen Rückenwind: der demografischen Dividende. Die treibenden Kräfte dieses noch nie da gewesenen Booms auf dem Arbeitsmarkt kehren sich nun um, was sich in den kommenden Jahrzehnten auf das BIP-Wachstum, die Inflation und die Arbeitsweisen der Menschen auswirken wird.

 

Eine demografische Dividende ...

Der Babyboom nach dem Zweiten Weltkrieg mit jährlich 3,4 bis 4 Millionen Geburten in den USA zwischen 1946 und 1964 wird als der grösste Einschnitt in die normale demografische Zusammensetzung der Gesellschaft bezeichnet1. Die Generation der Babyboomer hat die Wirtschaftstätigkeit massgeblich beeinflusst: Sie hat die Verstädterung vorangetrieben, die Verbrauchermärkte diversifiziert und ist zum Inbegriff des Wohlstandseffekts geworden. Durch den Feminismus, die Bürgerrechtsbewegung und den Antikriegsaktivismus der 70er und 80er Jahre hat sie auch die Kultur geprägt. Neben einer wachsenden Gesamtbevölkerung nahm auch der Anteil der 20- bis 64-Jährigen zu. Zwischen 1970 und 2020 wuchs zum Beispiel der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in den USA von 53% auf 59% der Gesamtbevölkerung. In Europa erhöhte sich dieser Anteil im gleichen Zeitraum von 56% auf 60%.

 

… angekurbelt durch die Beteiligung der Frauen ...

Ein wichtiger Personaltrend während der Boomer-Ära war die steigende Zahl der berufstätigen Frauen. In den USA stieg die Erwerbsbeteiligung der Frauen von etwa 35% in den 50er Jahren auf einen Höchststand von 60% im Jahr 2000. In Europa kam diese Zunahme später, vor allem Mitte der 80er Jahre, und pendelte sich bei etwa 50% ein. Wir haben herausgefunden, dass durch die Beteiligung der Frauen die geschätzte weltweite Erwerbsbevölkerung Mitte der 80er Jahre um jährlich 5% anwuchs.

 

… und die Globalisierung ...

Der Aufstieg der Boomer im Westen fiel mit einem anderen wirtschaftlichen Umbruch im Osten zusammen: der Globalisierung. US-amerikanische und europäische Unternehmen nutzten die Vorteile verbesserter globaler Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten, grenzüberschreitender Handelsvereinbarungen und – ganz entscheidend – reichlich vorhandener und billigerer Arbeitskräfte in anderen Ländern, um ihre Gewinne zu steigern. Sie bauten Lieferketten auf und setzten dabei auf Arbeitskräfte aus Osteuropa und China, wodurch sich die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte effektiv erhöhte und gleichzeitig neue Beschäftigungsmöglichkeiten für Einheimische entstanden.

In den 90er Jahren stellte Osteuropa Arbeitskräfte zur Verfügung während die Sowjetunion zerfiel, was eine Ost-West-Migration und die Verlagerung von Produktionsstätten in Regionen ermöglichte, in denen Arbeitskräfte billiger waren.  Im Durchschnitt trug dies in den 90er Jahren in den USA und in Europa zu einem jährlichen Arbeitskräftezuwachs von 1% bis 2% bei. Die Integration Chinas in die Weltwirtschaft hat der Erwerbsbevölkerung weltweit einen noch grösseren Wachstumsschub beschert. Sowohl die schiere Grösse der chinesichen Bevölkerung als auch der Anstieg der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sorgten für starken Rückenwind für die westlichen Volkswirtschaften.

 

… hat den entwickelten Marktwirtschaften und Unternehmen ein Jahrzehnt lang einen enormen Zustrom von Arbeitskräften beschert, …

Durch die Beobachtung der Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen weltweit und die Berücksichtigung der Frauenerwerbsquote sowie der Öffnung Osteuropas und Chinas wird deutlich, dass die Verfügbarkeit von Arbeitskräften weitaus grösser gewesen ist, als man ohne diese Faktoren hätte vermuten können. Die höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen hat in den 80er Jahren für einen starken Aufschwung gesorgt.Die Integration osteuropäischer Arbeitskräfte verursachte Mitte der 90er Jahre einen weiteren Anstieg der Beschäftigtenzahl. Und die wirtschaftliche Liberalisierung Chinas und seine formale Integration in die Weltwirtschaft im Jahr 2001 führten von Anfang der 90er bis Mitte der 2000er Jahre zu einem massiven Wachstum der verfügbaren Arbeitskräfte.

 

… doch mit dem Ende dieser Periode wird unsere Zukunft ganz anders aussehen und Arbeitskräften dürften Mangelware sein.

Betrachtet man die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Nordamerika, Europa, Japan und China zusammen mit den Daten des IWF, so zeigt sich, dass die Arbeitskräfte dieser Länder bis zu 70% des weltweiten BIP erwirtschaften. In den Jahren 2000–2020 profitierten diese Staaten von einem durchschnittlichen Wachstum dieses geschätzten globalen Arbeitskräftepools um fast 10%. Doch die Flut von Arbeitskräften, die in den Arbeitsmarkt eintreten, beginnt nun zu versiegen. Die Zahl der Menschen im Alter von 20 bis 64 Jahren in Nordamerika, Europa, Japan und China hat aufgehört zu wachsen oder wird nicht mehr wachsen. In Japan begann die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter im Jahr 2000 zu schrumpfen, in Europa im Jahr 2015 und in China im Jahr 2020, während für Nordamerika ein Rückgang ab 2025 prognostiziert wird. Vermutlich erleben wir gerade das Ende der globalen demografischen Dividende und den Beginn einer jährlich schrumpfenden Erwerbsbevölkerung oder ein demografisches Defizit.

Die grössten Volkswirtschaften der Welt werden nicht mehr vom Wachstum des Arbeitskräftepools profitieren, wie dies seit Jahrzehnten der Fall gewesen ist. Von nun an wird dieser Pool an Arbeitskräften um durchschnittlich 4-5% pro Jahr schrumpfen. Die demografische Dividende, die in den letzten 60 Jahren die Grundlage für den enormen wirtschaftlichen Fortschritt bildete, ist versiegt und wird durch ein demografisches Defizit abgelöst, das die nächsten 60 Jahre anhalten wird. Die Babyboom-Party für unsere Wirtschaft ist eindeutig vorbei, und wir müssen uns auf den unvermeidlichen Kater gefasst machen.

 

Erfahren Sie mehr über die Golden Age-Strategie.

 

Quellen

1„Boom, Bust & Echo: How to profit from the coming demographic shift“ von David K. Foot, 1996

 

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