Equities
Dekarbonisierung: Machen die Unternehmen Fortschritte?
Der Übergang zu Netto-Null-Treibhausgasemissionen wird zu einer grundlegenden Transformation der Weltwirtschaft führen, die sich auf jeden Industriezweig auswirken wird. Der Erfolg der Klimawende wird letztlich jedoch von der Dekarbonisierung der wenigen CO2-intensiven Sektoren abhängen, die weltweit für den Grossteil der Emissionen verantwortlich sind. Die Beurteilung, ob sich die Unternehmen in diesen Sektoren auf Netto-Null ausrichten, wird wichtig sein für die Positionierung von Portfolios. Denn so lässt sich sicherstellen, dass sie Risiken mindern und von Chancen profitieren können.
Die zukunftsgerichtete Analyse der Dekarbonisierungspfade von Unternehmen steckt noch in den Kinderschuhen. Dieser Artikel untersucht jedoch, ob es Belege dafür gibt, dass die Unternehmen bereits mit der Umsetzung ihrer Zusagen begonnen haben.
Gut zu wissen:
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Wichtige Faktoren für unsere zukunftsgerichtete Beurteilung
Wir bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM) bewerten die Dekarbonisierungsziele von Unternehmen mithilfe einer umfassenden Analyse. Diese kombiniert die Beurteilung ihrer bisherigen Dekarbonisierungsbemühungen mit einem Ausblick auf die Zukunft auf Basis der gemachten Ziele. Es besteht natürlich ein grosser Unterschied zwischen der Verpflichtung zur Dekarbonisierung und der tatsächlichen Reduzierung der Emissionen. Daher konzentriert sich unsere Analyse auf die Beurteilung der Glaubwürdigkeit von Emissionszielen. Wir stützen uns dabei auf verschiedene Kennzahlen zu klimabezogenen Massnahmen der Unternehmen sowie auf unsere unternehmenseigene ESG-Scoring-Methode.
Zusätzlich zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit der Verpflichtungen von Unternehmen unterscheiden wir ausserdem zwischen den Quellen der Emissionsziele. Die von der Science Based Targets Initiative (SBTi1) genehmigten Ziele gelten als am glaubwürdigsten.
Verhalten liefert Erkenntnisse
Angesichts der Bedeutung der SBTi-Ziele hielten wir es für nützlich, dass Anlegerinnen und Anleger besser verstehen, ob die Unternehmen ihre Dekarbonisierungsversprechen halten. Für eine umfassende Analyse ist es allerdings noch zu früh, denn die meisten SBTi-Ziele sind erst seit Kurzem validiert.2 Wir haben das Verhalten von Unternehmen vor und nach der Zusicherung von SBTi-Zielen trotzdem untersucht, um wichtige Erkenntnisse zu gewinnen.
Die Verpflichtungen von Unternehmen nehmen ganz unterschiedliche Formen an. Sie reichen von blossen Absichtserklärungen bis hin zu quantitativen Zielen, die den Umfang der CO2-Minderung über einen bestimmten Zeitraum festlegen. Exakte Ziele sind zwar eindeutig die aussagekräftigsten Zusagen. In unsere Analyse flossen jedoch Unternehmen ein, die Ziele in unterschiedlicher Form veröffentlichten. Da wir angesichts des Zeitrahmens die Ziele nicht überprüfen können, konnten wir anhand einer breiteren Stichprobe zuverlässigere Schlussfolgerungen ziehen.3
Für jedes Unternehmen in unserer Analyse legen wir das Jahr vor der ersten Veröffentlichung der Dekarbonisierungszusagen als Basisjahr fest. Danach berechneten wir die CO2-Intensität4 des Unternehmens für eine bestimmte Anzahl von Jahren jeweils vor und nach dem Basisjahr. Abbildung 1 zeigt die durchschnittliche CO2-Intensität für alle Unternehmen in unserer Stichprobe, jeweils normalisiert auf das Basisjahr. Der schattierte Bereich gibt dabei die Konfidenzgrenzen5 dieser Schätzungen wieder. Solche Konfidenzintervalle sind meist um das Basisjahr eng und werden breiter, je weiter wir uns davon entfernen, weil die Anzahl der Beobachtungen sinkt. Wir stellen nur drei Jahre nach dem Basisjahr dar, wenn wir angemessenes Vertrauen in unsere Schätzungen haben.6
Abbildung 1. Absolute Emissionen vor und nach den SBTi-Zusagen
Quelle: LOIM, Trucost, SBTi. Die Abbildung zeigt die durchschnittliche CO2-Intensität relativ zum Basisjahr (dem Jahr vor der ersten Veröffentlichung von SBTi-Zielen). Der schattierte Bereich zeigt die um zwei Standardabweichungen erweiterten Grenzen. Nur zur Veranschaulichung.
Wir beobachten, dass Unternehmen, die SBTi-Ziele abgegeben haben, schon vor deren Veröffentlichung mit der Dekarbonisierung begannen. Die durchschnittliche Emissionsminderung betrug dabei -15% zum Basisjahr. Da die Grenzen eng gefasst sind, haben wir grosses Vertrauen in die Richtigkeit dieser Schlussfolgerung. Der Dekarbonisierungstrend scheint sich auch nach dem Basisjahr fortzusetzen. Dies deutet darauf hin, dass die Zusagen nichts Wesentliches am Verhalten eines Unternehmens ändern.
Vorreiter des Wandels handeln zuerst
Der in Abbildung 1 dargestellte Dekarbonisierungstrend könnte auch das Ergebnis einer allgemeinen Tendenz der Unternehmen zur Dekarbonisierung sein. Abbildung 2 liefert weitere Erkenntnisse. Sie zeigt, wie sich die Emissionen der Unternehmen vor und nach dem Basisjahr relativ zu ihren Sektordurchschnitten7 entwickelt haben.
Erstens beobachten wir, dass die Emissionen der Unternehmen in unserer Stichprobe bereits niedriger waren als die der breiter gefassten Vergleichsgruppe. Im Basisjahr fielen sie durchschnittlich 30% geringer aus. Ausserdem bemerken wir einen Abwärtstrend, der anzeigt, dass diese Unternehmen schneller dekarbonisierten als der Sektor insgesamt. Dies gilt für die Zeit sowohl vor als auch nach Abgabe der formalen Zusagen. Auch wenn unsere statistische Konfidenz nicht so hoch ist wie in Abbildung 1, betrachten wir diese Ergebnisse dennoch als verlässlich. Tatsächlich gehen wir davon aus, dass die Vorreiter der Klimawendeihre Zusagen in der Zukunft mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit erfüllen dürften.
Abbildung 2. Emissionen relativ zum Sektordurchschnitt vor und nach den SBTi-Verpflichtungen
Quelle: LOIM, Trucost, SBTi. Die Abbildung zeigt die durchschnittliche CO2-Intensität relativ zum Sektordurchschnitt für eine bestimmte Anzahl von Jahren um das Basisjahr (dem Jahr vor der ersten Veröffentlichung der SBTi-Ziele). Der schattierte Bereich zeigt die um zwei Standardabweichungen erweiterten Grenzen. Nur zur Veranschaulichung.
Verpflichtungen und Performance
Bei Diskussionen über Anlagethemen lässt es sich nicht vermeiden, über die Performance zu sprechen. In diesem Kontext liegt die Frage nahe, ob der Markt die Dekarbonisierungsziele eines Unternehmens honoriert. Angesichts der Unsicherheit zukünftiger Massnahmen ist es zwar wahrscheinlich noch zu früh, um einen wesentlichen Effekt auf die Aktienbewertungen zu erwarten. Wir konnten der Versuchung aber nicht widerstehen, einen genaueren Blick auf die Performance-Anwendungen zu werfen.
Wir beschränkten uns auf eine feste Stichprobe von Unternehmen, bei denen wir über eine Historie von Performancedaten für wenigstens zwei Jahre seit dem Basisjahr verfügen.8 Entsprechend unseren TargetNetZero-Aktienportfolios beschränkten wir uns ausserdem auf Unternehmen, die im MSCI World Index enthalten sind. Dadurch verkleinert sich zwar unsere Stichprobe, jedoch lassen sich die Ergebnisse aus Anlegerperspektive auf diese Weise besser interpretieren.
Abbildung 3 zeigt die durchschnittlichen jährlichen Überschussrenditen9 dieser Unternehmen zwei Jahre vor und nach dem Basisjahr. Wir beobachten, dass die Unternehmen in unserer Stichprobe vor dem Basisjahr nicht besser abschnitten als ihre Konkurrenten. Es gibt jedoch Belege dafür, dass sie in dem Jahr, in dem sie eine SBTi-Zusage abgaben (Jahr 1), und im folgenden Jahr (Jahr 2) ihre Vergleichsgruppen übertrafen.
Abbildung 3. Überschussrenditen vor und nach SBTi-Zusagen
Quelle: LOIM, Trucost, SBTi. Die Abbildung zeigt die durchschnittliche Überschussrendite relativ zur Sektor- und zur regionalen Vergleichsgruppe über eine bestimmte Anzahl von Jahren um das Basisjahr (dem Jahr vor der ersten Veröffentlichung der SBTi-Ziele). Die Berechnung der Erträge erfolgt für eine feste Stichprobe von Unternehmen im MSCI World Index im Basisjahr. Sie ist zudem auf jene Unternehmen beschränkt, für die Erträge für wenigstens zwei Jahre nach dem Basisjahr vorliegen. Der schattierte Bereich zeigt die um zwei Standardabweichungen erweiterten Grenzen. Nur zur Veranschaulichung. Die in der Vergangenheit erzielte Performance lässt nicht auf die künftige Wertentwicklung schliessen.
Die Konfidenzgrenzen sind zwar eindeutig nicht eng genug gefasst, um eine starke statistische Signifikanz zu gewährleisten. Wir glauben aber, dass diese Ergebnisse recht erfreulich für unsere TargetNetZero-Portfolios sind. In Zukunft wären weitere Analysen mit mehr Jahren an Leistungsdaten seit den Verpflichtungen zur Emissionsverringerung aufschlussreich. |
Quelle.
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