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Ein Aktionsplan gegen die Plastikflut

Ein Aktionsplan gegen die Plastikflut
Alina Donets - Portfolio Manager

Alina Donets

Portfolio Manager

Plastikmüll ist zu einer unmittelbaren Gefahr für das Naturkapital geworden. Er gefährdet die Artenvielfalt und setzt die langfristige Gesundheit und Stabilität natürlicher Systeme und der Weltwirtschaft unter Druck. Das stellt eine grosse Nachhaltigkeitsherausforderung dar, die auf verschiedenen Ebenen industrieller und menschlicher Aktivität stringentes und koordiniertes Handeln erfordert.

Plastik ist ein für viele Sektoren wichtiges Universalmaterial geworden. Insbesondere die Zunahme kurzzeitiger und einmaliger Plastikanwendungen hat die Plastikmüllmenge stark steigen lassen. Andere, gleichermassen bedrohliche Verschmutzungen stammen von industriellen Aktivitäten sowie der Herstellung und Verwendung synthetischer Textilien, welche die Verschmutzung durch Nanoplastik auf inakzeptable Niveaus getrieben haben. Die Menge nicht biologisch abbaubaren Plastiks in den Ozeanen wird derzeit auf 150 Millionen Tonnen geschätzt, und dieser Trend scheint sich zu verstärken. Aktuellen Schätzungen zufolge landen jährlich rund 11 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer, und wenn das so weitergeht, wird sich dieser Wert bis 2040 nahezu verdreifachen, auf 29 Millionen Tonnen pro Jahr.

Die schädlichen Auswirkungen von Plastikmüll auf die Ökosysteme der Ozeane sind unbestreitbar. Plastikmüll belastet die Lebensräume und die Tier- und Pflanzenwelt und kann die Funktion des Ökosystems gravierend beeinträchtigen. Über 800 Arten, darunter Meeresschildkröten und fast die Hälfte der Wasservögel, sind nachweislich durch die scheinbar unaufhaltsame Flut an Plastikmüll, der in die Biosphäre gelangt, gefährdet. Die Nahrungskette ist ebenfalls dem Risiko einer letalen oder subletalen Schädigung durch Plastikmüll und damit verbundene Schadstoffe ausgesetzt. Diese Gefährdung wird durch den Klimawandel und die Überfischung weiter erhöht.

Wir bei Lombard Odier haben acht grosse Herausforderungen der Nachhaltigkeit identifiziert, auf denen der Übergang zu einem nachhaltigen Weltwirtschaftssystem sowie zu einer gesunden Umwelt und Gesellschaft beruht. Diese acht Herausforderungen anzugehen, ist für die Verwirklichung der CLIC™-Wirtschaft, einer kreislauforientierten (Circular), produktivitätssteigernden (Lean), integrativen (Inclusive) und sauberen (Clean) Wirtschaft, von entscheidender Bedeutung. Diese Herausforderungen erfordern unserer Meinung nach gezieltes Handeln in Form von Anpassungen sowohl der Wirtschaftssysteme als auch des menschlichen Verhaltens und stellen damit wichtige Anlagebereiche dar.

Die Zunahme von Plastikmüll ist ein wichtiger Bestandteil der Null-Abfall-Herausforderung innerhalb des CLIC™-Rahmens. Diese Dimension ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Nachhaltigkeit eines Wirtschaftsmodells. Die Abfallmengen nehmen heute doppelt so schnell zu wie die Bevölkerung und werden bis 2050 auf 3,4 Milliarden Tonnen ansteigen. Eine verbesserte Abfallwirtschaft könnte nicht nur wirtschaftlichen Wert in Milliardenhöhe freisetzen, sondern auch von dem durch die Vermeidung von CO2-Emissionen veränderten Wirtschaftsumfeld profitieren. Anlagegelegenheiten finden sich in den Bereichen Abfallwirtschaft und Recycling, Plastiksubstitution und Kreislauflösungen sowie bei Reparaturdiensten und in der Produktion langlebiger Güter, mit denen die Verwendung von Plastik minimiert werden kann.

 

Regulatorische und politische Initiativen

Die schädlichen Auswirkungen von Plastikmüll auf Umwelt und Gesundheit haben Regierungen und Aufsichtsbehörden weltweit zum Handeln bewogen. So haben die EU, die USA, Grossbritannien und China in den letzten Jahren Massnahmen angekündigt, welche die Verwendung von Plastikprodukten und -verpackungen eindämmen sollen. Der Aktionsplan der EU für die Kreislaufwirtschaft ist einer der wichtigsten Bausteine von Europas neuer Agenda für nachhaltiges Wachstum und legt die Notwendigkeit eines konzertierten Ansatzes dar, um die Verschmutzung durch Plastik auf globaler Ebene anzupacken. Die Kommission schlägt verpflichtende Vorgaben für wiederverwertete Bestandteile und Massnahmen zur Abfallreduzierung für wichtige Produkte wie Verpackungen vor. Die europäische Plastikstrategie trägt der Notwendigkeit Rechnung, mit hoher Priorität intelligentere und leichter wiederzuverwertende Kunststoffe zu entwickeln, die Recyclingprozesse effizienter zu machen und Gefahr- und Schadstoffe von wiederverwerteten Kunststoffen aufzuspüren und zu beseitigen.

Das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt hat zur Bekämpfung des Artensterbens ebenfalls einen Planentwurf im Sinne des Übereinkommens von Paris vorgestellt. Der Plan erklärt, dass „auf globaler, regionaler und nationaler Ebene dringend politisch gehandelt werden muss, um die wirtschaftlichen, sozialen und finanziellen Modelle so umzugestalten, dass die Trends, die das Artensterben verschlimmert haben, sich in den nächsten 10 Jahren stabilisieren und in den darauffolgenden 20 Jahren die Erholung der natürlichen Ökosysteme ermöglichen“. Der Plan umfasst 21 Ziele für dringende Massnahmen im Jahrzehnt bis 2030. Unter anderem soll die Verkippung von Plastikmüll unterbunden werden, um der Biodiversität, den Funktionen des Ökosystems und der Gesundheit der Menschheit weniger zu schaden.

 

Risiken und Chancen

Plastik wird allmählich zu einem regulierten Material, und dieser Trend wird sowohl Gewinner als auch Verlierer hervorbringen. Unternehmen, die nichts gegen ihren Plastikoutput tun, riskieren, einen beachtlichen Anteil von Verbrauchern, denen die Verwendung von Plastik ein Dorn im Auge ist, vor den Kopf zu stossen. Über die Hälfte der US-Verbraucher haben Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkung von Verpackungen geäussert, und zwischen 60% und 70% haben sich bereit erklärt, für nachhaltige Verpackungen mehr zu zahlen. Einer anderen Studie zufolge machen sich 91% der Verbraucher Sorgen über den Plastikmüll, auch wenn sich das noch nicht vollständig in ihren Kaufgewohnheiten widerspiegelt.

Grosse Konsummarken, die zugesagt haben, Plastikverpackungen zu reduzieren oder durch andere Materialien zu ersetzen, folgen ebenfalls diesem Trend. Der stärkere regulatorische Druck wird auch Anbietern und Herstellern von Plastikalternativen Auftrieb geben. Unseres Erachtens hat beispielsweise die Zellstoff- und Papierverpackungsbranche gute Chancen, von einer Abkehr von Plastik zu profitieren.

 

Wegweisende Fortschritte bei der Verringerung von Plastik

Etliche Unternehmen, die wir im Rahmen unserer „Natural Capital“-Strategie halten, haben bei der Verringerung der Menge an Plastikverpackungen nachweislich Fortschritte erzielt. Die Kaufhauskette Marks & Spencer (M&S) zum Beispiel hat dieses wichtige Ziel bereits in ihre Nachhaltigkeitsagenda aufgenommen. Das Unternehmen hat jetzt Ziele für die Verringerung von Plastik und die Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Nach Angaben von M&S werden derzeit über drei Viertel der Plastikverpackungen wiederverwertet. Bis 2022 sollen es 100% sein.1

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Reduzierung der Verschmutzung durch Plastikmüll ist die Einrichtung von Müllsammel- und -verarbeitungsstellen, in denen der noch anfallende Plastikmüll effektiv gesammelt und wiederverwertet wird. Veolia und Hera gehören in ihrer jeweiligen Region zu den Branchenführern. Sie bieten Dienstleistungen entlang der gesamten Abfallwirtschaftskette an. Veolia will die Recyclingmenge bis 2023 von 350‘000 Tonnen im Jahr 2019 auf 610‘000 Tonnen erhöhen. Das Unternehmen ist Gründungsmitglied der Alliance to End Plastic Waste, die insgesamt USD 1,5 Milliarden für die Eliminierung von Plastikmüll zugesagt hat. Hera will unterdessen zusammen mit NetChem eine Plastikrecyclinganlage bauen, die aus Recyclingmaterial bis zu 30‘000 Tonnen Polymere pro Jahr erzeugen kann.1

Als Zwischenlösung werden Plastikprodukte wiederverwendet und ihre Lebensdauer verlängert. Dabei nehmen Unternehmen wie der Unterhaltungselektronikkonzern SEB eine nach unserer Meinung vielversprechende Führungsposition ein. SEB macht seine Elektrogeräte haltbarer und reduziert dadurch die Menge schwer wiederverwertbaren Plastikmülls. SEB strebt auch an, Plastikverpackungen und Styropor bis 2030 ganz zu eliminieren und den Anteil wiederverwerteter Fasern in allen Verpackungen auf mindestens 90% zu steigern.1

Plastikmüll ist nur eine der Herausforderungen bei der Erhaltung und Wiederherstellung von Naturkapital, aber er ist ein wichtiger Schwerpunkt. Politische Massnahmen und Regulierungsdruck wirken sich auf das Vorhandensein von Plastik in der Lieferkette aus, die Verbraucher passen ihre Güterauswahl zugunsten von Unternehmen an, die diese Herausforderung proaktiv angehen, und es gibt jetzt eine Reihe potenzieller Lösungen, die sich unseres Erachtens tatsächlich auswirken können. Entscheidend ist, dass jede Abkehr von der weitverbreiteten Verwendung von Plastik Gewinner und Verlierer hervorbringen und dadurch vielversprechende Anlagechancen bieten wird.

Quellen

1Ein Hinweis auf eine bestimmte Firma oder ein bestimmtes Wertpapier stellt keine Empfehlung zum Kauf, Verkauf, Halten oder für eine Direktinvestition in die Firma oder das Wertpapier dar. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich künftige Empfehlungen gewinnbringend auswirken oder eine Performance zur Folge haben, die derjenigen der in diesem Dokument beschriebenen Wertpapiere entspricht.

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