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Nur 25% der Large Caps sind auf das Übereinkommen von Paris ausgerichtet
Die 26. jährliche Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (COP26) findet in diesem Jahr in Glasgow, Schottland statt. Hier versammeln sich Staatsoberhäupter, Regierungschefs und Persönlichkeiten aus aller Welt, um Fortschritte und Massnahmen zur Minderung der Folgen des Klimawandels und zur Anpassung an dessen Auswirkungen zu besprechen. COP26 ist eine wichtige Veranstaltung, die hilft, die weltweiten Bemühungen zur Verhinderung und Bekämpfung der katastrophalen Konsequenzen des Klimawandels zu koordinieren und forcieren. Im Jahr 2015 mündete COP21 in dem Übereinkommen von Paris und in einem festgelegten Ziel, die globale Erderwärmung im Durchschnitt auf deutlich unter 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken, vorzugsweise sogar auf 1,5°C. Fast alle Länder haben sich dazu mittlerweile verpflichtet.
Seither haben sich grosse und kleine Länder weltweit Netto-Null-Zielen verschrieben, und viele Unternehmen haben sich diese Zielsetzung zum Vorbild genommen. Trotzdem glauben wir bei Lombard Odier, dass lediglich 25% der im MSCI World Index vertretenen Unternehmen derzeit auf das Ziel einer globalen Erderwärmung von weniger als 2°C ausgerichtet sind. Ein noch geringerer Anteil von 6% bewegt sich per Ende Oktober 2021 bereits glaubhaft auf 1,5°C zu. Derzeit steuern die Unternehmen im Index zusammengenommen auf eine globale Erderwärmung von 2,9°C zu, was weit hinter dem 2°C-Ziel des Übereinkommens von Paris liegt.
Die Temperaturausrichtung eines Unternehmens im Einklang mit dem Übereinkommen von Paris lässt sich einschätzen, indem man den jüngsten und den prognostizierten Emissionstrend mit den spezifischen Dekarbonisierungsraten vergleicht, die jede Branche erreichen muss, um die globale Erderwärmung auf ein festgeschriebenes Niveau zu begrenzen. Derartige Analysen bedürfen einer sorgfältigen Bewertung der Unternehmensverpflichtungen und der Einsicht, dass nicht alle Ziele für bare Münze genommen werden können. Da Ziele verfehlt werden oder sich Strategien als undurchführbar erweisen können, kann die Glaubwürdigkeit der Verpflichtungen höher oder niedriger ausfallen, was eine eher vorsichtige Bewertung der Ausrichtung von Unternehmen nahelegt.
Im Oktober empfahl die Arbeitsgruppe für klimabezogene Finanzinformationen (Taskforce for Climate-related Financial Disclosures – TCFD) in ihrer aktualisierten Leitlinie, dass Finanzinstitutionen offenlegen sollten, in welchem Masse ihre Finanzaktivitäten auf ein Szenario der Erderwärmung unterhalb von 2°C ausgelegt sind. Darüber hinaus gab die Arbeitsgruppe bei dem unabhängigen Portfolio Alignment Team (PAT) einen Bericht in Auftrag, der beschreiben soll, wie Best Practices für eine solche Ausrichtung quantifiziert und definiert werden sollen. Lombard Odier hat bereits Schätzungen zur Anpassung von Wirtschaft und Unternehmen an den Klimawandel veröffentlicht. Die Einschätzungen von Lombard Odier zur Ausrichtung von Unternehmen mit grosser Marktkapitalisierung auf das Übereinkommen von Paris gehören jedoch zu den ersten ihrer Art mit einer Methodik, die den von dem PAT vorgeschlagenen Best Practices nahekommt.
Zur Verdeutlichung dieser Einschätzung: Im Oktober hatten 50% der Unternehmen im MSCI World Index konkrete Angaben zu ihren Zielen oder Zusagen für reduzierte Kohlenstoffemissionen veröffentlicht. Wir gehen unterdessen davon aus, dass lediglich 19% der Unternehmen auch Klimaambitionen aufwiesen, die durch die wissenschaftsbasierten Zielinitiative (Science-Based Target Initiative) von unabhängiger Seite dahingehend validiert wurden, ob sie als ehrgeizig genug zu bewerten sind, um die globale Erderwärmung auf unterhalb von 2°C zu begrenzen, und zugleich in wissenschaftlicher Hinsicht realisierbar sind. Die Methodik von Lombard Odier ordnet im Einklang mit den Empfehlungen des PAT den Unternehmensverpflichtungen je nach Glaubwürdigkeit verschiedene Gewichtungen zu, wobei wissenschaftsbasierten Zielen nach wie vor am meisten Glaubwürdigkeit geschenkt wird.
Abgesehen von den Unterschieden bei der Glaubwürdigkeit der Ziele weisen wir auf erhebliche Unterschiede im Ausmass der Unternehmensverpflichtungen hin. Von den Unternehmen, die quantitative Ziele zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen festgelegt haben, wiesen lediglich 46% Ziele auf, die sich auf ihre gesamte vor- und nachgelagerte Lieferkette erstrecken, viele davon nur vage. Auch unter den wissenschaftsbasierten Zielen enthalten zahlreiche Verpflichtungen zu den so genannten vor- und nachgelagerten Emissionen (Scope 3) lediglich die Zusage, diese zu messen und zu senken, ohne dabei allerdings ein handfestes Ziel zu definieren1.
Bestimmte Sektoren innerhalb des Index bewegen sich schneller auf eine Ausrichtung auf das Übereinkommen von Paris zu als andere. Der Energiesektor, darunter Öl- und Gasunternehmen, bleibt eindeutig ein Nachzügler. Wir gehen davon aus, dass der Sektor eine Ausrichtung auf eine Erderwärmung von etwa 3,7°C aufweist, denn die betreffenden Unternehmen steigen immer noch nicht schnell genug auf weniger kohlenstoffintensive Energieformen, einschliesslich erneuerbarer Energien, um. Trotz ehrgeiziger Verpflichtungen bei einigen grossen Unternehmen in diesem Sektor bleibt festzustellen, dass sich diese häufig auf wenig glaubwürdige Mengen von Kohlenstoffkompensationen beziehen. Darüber hinaus
mangelt es an Zwischenzielen oder die Verpflichtungen erstrecken sich lediglich auf einen Teil der Unternehmensmärkte. Einige Unternehmen sind dem Ziel näher als andere, aber keines von ihnen weist eine umfassende Ausrichtung auf das Übereinkommen von Paris auf.
Andere Sektoren wiederum bewegen sich schneller. So schätzen wir, dass die durchschnittliche Ausrichtung des Automobilsektors jetzt beinahe einer Erderwärmung von 2,1°C entspricht. Anfangs kam der Sektor nur langsam in die Gänge. Mittlerweile haben die Unternehmen aber damit begonnen, sich ehrgeizigere Ziele für den Übergang auf Elektrofahrzeuge zu setzen. In der Branche gibt es bereits einige Vorreiter. Selbst wenn es den Verpflichtungen im gesamten Sektor noch an einer umfassenden Ausrichtung mangelt, gehen wir davon aus, dass sich dies in naher Zukunft ändern wird, da die Unternehmen ihre Investitionen in die Elektromobilität laufend erhöhen.
In anderen Branchen bedarf es nach wie vor eines tiefgreifenden Mentalitätswandels. In Sektoren wie Lebensmittel, Haushalts- und Körperpflegeprodukte verpflichten sich die Unternehmen nach und nach, ihre direkten und energiebedingten Emissionen zu reduzieren. Diese Emissionen sind oft vergleichsweise gering, weshalb einige dieser Sektoren bislang als „kohlenstoffarm“ galten. Ein hoher Anteil an Lieferkettenemissionen spricht indes eindeutig gegen diese Einschätzung. Für eine erfolgreiche Ausrichtung muss ein Lebensmittelunternehmen zum Beispiel nicht nur seine eigenen Emissionen verringern, sondern auch überdenken, ob eine Umstellung seines Produktmixes erforderlich ist, um die Emissionen aus dem Agrarsektor zu reduzieren. Unter Berücksichtigung der Emissionen aus der Lieferkette steuern diese Sektoren nach wie vor auf eine Erwärmung von 3,0°C bis 3,3°C zu.
Die Stunde null: Lombard Odier bei der COP26
Lombard Odier hält anlässlich COP26 im Ardgowan House in der Nähe von Glasgow eine Reihe von Veranstaltungen ab, die sich auf die Rolle der Finanzbranche bei der Bewertung von Klima- und anderen naturbezogenen Risiken konzentrieren. Heute findet im Rahmen unserer Veranstaltung der Zero Hour Sessions ein Workshop für Investoren statt, der sich mit den Kriterien befasst, die bei der Bewertung der Ausrichtung von Portfolios auf den Klimawandel eingesetzt werden können.
Bei Lombard Odier haben wir bislang die Ausrichtung von über 20'000 Unternehmen mit Hilfe unserer Metrik des impliziten Temperaturanstiegs (Implied Temperature Rise – ITR) bewertet. Damit beurteilen wir die Ausrichtung unterschiedlicher Indizes, Benchmarks und Anlageportfolios auf den Übergang zu Netto-Null. Unserer Einschätzung nach dürften die ITR-Kennzahlen in den Mainstream vordringen, zumal die vom PAT definierten Best Practices einer stärkeren Konvergenz und einer besseren Offenlegung entsprechend der TCFD-Leitlinie förderlich sind.
Für den Übergang zu Netto-Null ist die Einführung derartiger Kennzahlen unabdingbar. Letztlich wird damit die Kapitalallokation in führende Unternehmen aus den Sektoren unterstützt, in denen eine solche Finanzierung am dringendsten benötigt wird. Stark emittierende Sektoren wie die Automobilindustrie, die Stahl-, Zement- oder Chemieindustrie werden für die Wirtschaft unverzichtbar bleiben – aber sie müssen sich ändern. Anstatt Kapital aus diesen Sektoren einfach abzuziehen, hilft die Bewertung der Ausrichtung einzelner Unternehmen dabei, herauszufinden, welche Unternehmen in diesen Sektoren beim Klimaschutz als Vorreiter auftreten.
Der Übergang zu Netto-Null erfordert eine umfassende Umgestaltung unserer Wirtschaft in sämtlichen Sektoren – und die entsprechenden Kennzahlen, um erzielte Fortschritte quantifizieren zu können.
Quellen
Scope 1-, Scope 2- und Scope 3-Emissionen werden im Wesentlichen wie folgt definiert:
• Scope 1: umfasst alle Emissionen, die der direkten Kontrolle des Unternehmens selbst unterliegen, in der Regel also die Emissionen der Gebäude, Einrichtungen und Fahrzeuge des Unternehmens
• Scope 2: Emissionen, die bei der Erzeugung von Strom, Wärme, Dampf und Kühlung entstehen, die ein Unternehmen von Dritten bezieht
• Scope 3: Emissionen im Zusammenhang mit der weiteren Lieferkette und dem Lebenszyklus der Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens
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