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Kunststoffabfälle: Möglichkeiten und Lösungen
Die ökologischen Kosten von Kunststoffabfällen sind weithin bekannt. Wie steht es aber um die zahlreichen Möglichkeiten, die sich aus Kunststoffabfällen ergeben? Wir analysieren Anlagemöglichkeiten – von Verbesserungen bei Sortiermöglichkeiten über modernere Recyclingtechniken bis hin zu Nachfüllsystemen.
Gut zu wissen:
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Kunststoffabfälle: Finanzielles, Innovation und Infrastruktur
Alljährlich verliert die Wirtschaft bis zu USD 120 Mrd., die sich aus Kunststoffabfällen erwirtschaften liessen, denn Millionen von Tonnen dieser potenziell wertvollen Ressource landen entweder auf Müllhalden, werden verbrannt oder in die Umwelt eingetragen. Die ökologischen Kosten von Plastikmüll, vor allem die Auswirkungen auf Meeresflora und -fauna, sind hinlänglich bekannt. Oft übersehen werden jedoch die unzähligen Chancen, die diese Art von Abfall bieten, und die Möglichkeiten, von denen Einzelhandelsunternehmen mit der Schaffung eines Kunststoff-Kreislaufsystems profitieren könnten, um das Image ihrer Marken zu pflegen und langfristige Beziehungen zu den Konsumenten aufzubauen.
Dem Finanzsektor kommt bei der nachhaltigen Ausrichtung der Kunststoffbranche eine zentrale Funktion zu: Obgleich Innovationen in der Produktion und im Recycling häufig in den Schlagzeilen stehen, bedarf auch die Infrastruktur einer höheren Aufmerksamkeit durch Investitionen. Die dafür erforderlichen Beträge werden hoch sein, aber für die Anleger ist die sich daraus ergebende Gelegenheit umso grösser. Gerade dieses bis zum Jahr 2040 auf USD 1,2 Bio. geschätzte Potenzial bedeutet, dass das Kunststoffproblem ideal für marktbasierte Lösungen ist.
Einführung wirksamerer Sortiersysteme
Selbst die beim Recycling weltweit erfolgreichsten Länder erreichen bei ihren Kunststoffabfällen kaum mehr als eine Wiederverwertungsrate von 50%. Deutschland, das vom Weltwirtschaftsforum zum Weltmeister im Recycling gekürt wurde, führt 52,6% seiner Kunststoffabfälle der Wiederverwertung zu, während der EU-Block, in dem es einige der effektivsten Recyclingsysteme gibt, insgesamt nur eine Quote von 32,5% schafft.
Das Sortieren von Kunststoffabfällen je nach Kunststoffart und Verwendungszweck der einzelnen Produkte kann komplex und teuer sein. Viele Sortiertechnologien wurden bereits entwickelt und eingesetzt, dennoch fehlt es immer noch an Genauigkeit und Geschwindigkeit.
Jetzt könnte jedoch die in Singapur basierte Alliance to End Plastic Waste, ein globales Bündnis von Unternehmen entlang der Kunststoff-Wertschöpfungskette, vor einer Lösung stehen. Die „Holy Grail 2.0“-Initiative lässt den Abfall über ein Förderband laufen. Darüber installierte Kameras halten nach digitalen Wasserzeichen Ausschau, die auf jeder Verpackung aufgedruckt sind. Anhand dieser Wasserzeichen, die Auskunft über die Kunststoffsorte und ihre chemischen Eigenschaften geben, werden die Verpackungen über Hochgeschwindigkeitsdüsen in die richtigen Materialströme gelenkt.
Das System erreicht nachweislich höhere Genauigkeit und Geschwindigkeit: Bei jüngsten Tests unter realen Bedingungen in einem halbindustriellen Rahmen wurde eine Erkennungsquote von 99% erzielt. Digitale Wasserzeichen ermöglichen ferner eine detailliertere Sortierung, was zu neuen Recyclingströmen führen könnte. Die derzeit verwendete Technologie kann dies indes nicht leisten. Da diese Wasserzeichen ausserdem von Smartphones erfasst werden könnten, bietet das System die Möglichkeit, bereits in Privathaushalten für eine genauere Erstsortierung zu sorgen.
Der kommerzielle Nutzen ist offensichtlich: Weniger Abfall im System führt zu mehr Material für das Recycling oder die Wiederverwendung. Ferner könnten Verkaufsstellen, die künftigen Änderungen in der Regulierung vorausgreifen wollen, mit diesen digitalen Wasserzeichen einen aussagekräftigen Nachweis darüber erbringen, dass sie ihre Abfälle wirklich einem Kreislaufsystem zuführen.
Neues aus Altem herstellen
Über Jahrzehnte war die mechanische Verarbeitung, bei der Kunststoffabfälle zerkleinert, erhitzt und zu neuen Gegenständen geformt werden, das vorherrschende Verfahren im Kunststoffrecycling. Bei hochwertigen Abfallströmen, etwa den für die meisten Erfrischungsgetränke verwendeten Flaschen, bleibt die mechanische Methode am effektivsten. Minderwertigere Materialströme, wie z.B. Folien, lassen sich jedoch häufig nicht auf diese Weise wiederverwerten. Für sie stellt das chemische Recycling eine immer attraktivere Alternative dar.
Im April dieses Jahres wurde in einem Artikel in der Zeitschrift Nature über die Entwicklung eines neuen Enzyms – FAST-PETase – berichtet, mit dem sich Kunststoffabfälle in nur einer Woche vollständig abbauen lassen. Abgesehen von dem Vorteil einer höheren Geschwindigkeit gegenüber anderen kunststoffverarbeitenden Enzymen benötigt FAST-PETase auch deutlich weniger Energie. Dies stellt sowohl einen ökologischen als auch einen wirtschaftlichen Vorteil dar. Mittels der „Depolymerisation“ reduziert hier das Enzym FAST-PETase die chemischen Bestandteile des Kunststoffs zu den ursprünglichen Monomeren. Daraus resultieren also einzelne Moleküle, die dann zur Herstellung von neuem Kunststoff verwendet werden können.
Das britische Unternehmen Plastic Energy1 und das US-amerikanische Start-up-Unternehmen Novoloop1 erzielten bereits grössere Fortschritte auf dem Weg zum chemischen Recycling. Mit zwei Anlagen, die rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr in Betrieb sind, nimmt sich Plastic Energy gemischter und verunreinigter Kunststoffabfälle an, die nicht auf mechanischem Wege recycelt werden können, und zerlegt diese in das firmeneigene TACOIL. Hierbei handelt es sich um ein Ausgangsmaterial, das anstelle von fossilen Brennstoffen für die Herstellung von neuem Kunststoff verwendet werden kann. Derweil stellt Novoloop, ein bereits weit entwickeltes Start-up-Unternehmen, die weltweit erste Lösung für das Upcycling von Alt-Polyethylen in höherwertiges thermoplastisches Polyurethan in Aussicht, das sich für Hochleistungszwecke eignet, beispielsweise in Laufschuhen, Automobilteilen oder Elektronikkomponenten.
Weder das mechanische noch das chemische Recycling bieten die Möglichkeit einer unendlichen Wiederverwertung, denn bei beiden Verfahren tritt im Laufe der Zeit eine Verschlechterung des Endprodukts ein. Da jedoch Innovationen bei der Sortierung mittlerweile sauberere, differenziertere Recyclingströme versprechen und Fortschritte im Recyclingprozess selbst erzielt werden, wird sich diese Zeitspanne verlängern, sodass Kunststoffe öfter den Kreislauf von Verwendung bis Recycling durchlaufen können.
Weniger Müll als Grunddevise
Für Einzelhandelsunternehmen könnte die Umstellung auf ein produktiveres Kunststoffsystem mit zahlreichen Vorteilen verbunden sein. Ein geringeres Abfallaufkommen könnte die Herstellungskosten senken, die steuerlichen Effekte neuer regulatorischer Anforderungen minimieren und Marken zugleich helfen, die Kundenbeziehung zu festigen.
Firmen wie das chilenische Start-up Algramo1 und das britische Unternehmen Loop1 helfen Herstellern dabei, von diesem Wandel zu profitieren, indem sie die Infrastruktur aufbauen, die für eine „Nachfüllrevolution“ erforderlich ist, und für Konsumenten eine breite Auswahl an Produkten in nachfüllbaren Markenbehältern bereitstellen. Für den Endnutzer bedeutet die „Verpackung fürs Leben“ von Algramo den Vorteil geringerer Preise, da die Kosten für den Behälter vom Nachfüllpreis in Abzug gebracht werden, während sie es den Herstellern markengebundener Nachfüllprodukte ermöglicht, aus Erstkäufern mehr Stammkunden zu gewinnen.
Derzeit ist das Unternehmen in fünf Ländern mit Versuchsstationen in grossen Supermarktketten tätig. Dabei bedient sich Loop eines pfandbasierten Rückgabesystems, bei dem die Behälter gesäubert und erneut eingesetzt werden können, anstatt sie einem Recyclingprozess zuzuführen. Loop beabsichtigt, dieses Jahr weiter zu expandieren, und bietet Frühanwendern im Zuge dessen die Möglichkeit, von einer zunehmenden Konsumentennachfrage nach umweltfreundlichen Produkten zu profitieren.
In Grossbritannien ist Bockatech1, ein innovatives Unternehmen im Bereich der nachhaltigen Verpackungen, darum bemüht, ein Hindernis im Rahmen der Nachfüllrevolution zu beseitigen: die Kosten von Behältern. In der Regel sind Mehrwegbehälter teurer herzustellen als ihre Wegwerfpendants. Das EcoCore-Formteilsystem von Bockatech geht indes mit einer Verlagerung bei der Wirtschaftlichkeit einher, die es dem Hersteller ermöglicht, wiederverwendbare Behälter zu ähnlichen Kosten bei einem um 70% verringerten Materialaufwand herzustellen.
In den Wandel investieren
Kunststoffe sind günstig in der Herstellung und ein bequemer Wegwerfartikel. Darüber hinaus fusst unser moderner Lebensstil ungebrochen auf dem Wegwerfprinzip. Die Kunststoff-Wertschöpfungskette vollzieht aktuell – neben anderen wichtige Branchen – hingegen den Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Treibende Kräfte sind dabei die Zusagen der Industrie, der Stimmungswandel bei den Konsumenten, politische Initiativen und die steigenden Umweltkosten infolge des unsachgemässen Umgangs mit Kunststoffabfällen.
Im Mai gab Lombard Odier Investment Managers ihre Partnerschaft mit der Alliance to End Plastic Waste bekannt, die bestrebt ist, diesen Übergang zu beschleunigen. Es sollen „USD 500 Mio. von institutionellen und anderen zugelassenen Anlegern gesammelt werden, um skalierbare Lösungen für die Beseitigung von Kunststoffabfällen aus der Umwelt, mehr Recycling und die Förderung der weltweiten Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft in der Kunststoff-Wertschöpfungskette zu ermöglichen.“
Jean-Pascal Porcherot, Co-Head von LOIM und Managing Partner der Lombard Odier Gruppe, erklärte bei der Lancierung der Strategie, dass diese „auf all diejenigen abzielt, die innerhalb der Infrastruktur zur Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung tätig sind, aber auch auf jene, die Innovationen in der Produktion von Kunststoffen präsentieren, mit denen die Nachhaltigkeit, Wiederverwendbarkeit und Wiederverwertbarkeit verbessert werden sollen.“
Die Partnerschaft spiegelt unsere Position als global führendes Unternehmen im Bereich der nachhaltigen Finanzen. Erlangen konnten wir diese Position durch unsere Verpflichtung zur Unterstützung von und Zusammenarbeit mit Nachhaltigkeitsexperten und aufgrund unserer Überzeugung, dass Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren ein wesentlicher Renditetreiber sein wird. Angesichts der sich ändernden Konsumnachfrage und Regierungen, die darauf bedacht sind, ihren Teil zur Minimierung der umweltschädlichen Folgen von Plastikmüll zu leisten, zieht die Branche zusehends kritische Blicke auf sich. Unseres Erachtens werden Vorreiter von einzigartigen Chancen profitieren können. Anlegern kommt bei diesem erforderlichen Wandel eine fundamentale Funktion zu.
Quellen.
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