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Vom Wertpotenzial der Kunststoffabfälle profitieren

Vom Wertpotenzial der Kunststoffabfälle profitieren
Christopher Tritten - Head of Private Equity

Christopher Tritten

Head of Private Equity
Victoire Carous - Senior Investment Manager & Co-Lead, LOIM Plastic Circularity

Victoire Carous

Senior Investment Manager & Co-Lead, LOIM Plastic Circularity


Heutzutage landet der bei Weitem grösste Teil der Kunststoffe im Müll, wodurch eine möglicherweise wertvolle Ressource ungenutzt bleibt. Wir widmen uns dem Übergang auf ein kreislauforientierteres Kunststoffmodell und den wichtigsten Anlagebereichen, die vielversprechend sind.

 

Gut zu wissen:

  • Kunststoffabfall bietet ein enormes Potenzial als künftig wertvolle Ressource. Um Kunststoffabfall zu reduzieren, investiert unsere Plastic-Circularity-Strategiein Unternehmen, die ein Kunststoff-Kreislaufmodell fördern
  • Unsere Private-Equity-Strategie hat drei Anlagebereiche identifiziert, um die Kunststoff-Wertschöpfungskette neu zu erfinden: innovative Kunststoffmaterialien, neue Nutzungsmodelle und eine bessere Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung
  • Ein Kunststoff-Kreislaufmodell erschliesst neue, naturverträgliche Gewinnpools und bietet Innovatoren und Anlegern eine überzeugende Dynamik

 

Wiedergewinnung verlorenen Potenzials durch Kreislaufgedanken

Wenn wir unser Verhalten nicht ändern, wird es bis 2050 (nach Gewicht) mehr Plastik als Fische in den Meeren geben.2 Das derzeitige Kunststoffmodell schadet nicht nur dem Planeten, es ist auch unrentabel, da es das Potenzial von Kunststoffabfall als eine wertvolle Ressource ausser Acht lässt. Schätzungsweise 95% des Materialwerts von Kunststoffverpackungen, das heisst USD 80–120 Mrd. pro Jahr, gehen so der Wirtschaft nach einer kurzen einmaligen Verwendung verloren.2

Wir bei LOIM glauben, dass es möglich ist, Kunststoffabfälle zu verringern, indem wir in Unternehmen investieren, die den Kreislaufgedanken in der Produktion, Nutzung und Entsorgung von Kunststoff fördern. Allein in Europa bedarf es für den Übergang auf ein Kunststoff-Kreislaufmodell bis 2050 Kapitalinvestitionen von schätzungsweise EUR 0,9 Bio.3 Unter anderem müssen dafür Hunderte von Milliarden von ausgereiften Technologien in neue Kreislauftechnologien umgeschichtet werden. Unsere Plastic-Circularity-Strategie zielt ferner darauf ab, als wesentliches Wirkungsziel die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und dabei überzeugende Marktrenditen zu erzielen.

 

Wertschöpfung

Kernstück unserer Strategie ist die Neugestaltung der Kunststoff-Wertschöpfungskette: Dies erfordert Investitionen in Innovationen, welche die Kunststoffbranche dazu mobilisieren, neue Gewinnpools zu schaffen und zu erschliessen. Darüber hinaus soll die Umweltbilanz verbessert werden, indem die Kunststoffabfälle, die auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen landen, deutlich reduziert und die Treibhausgasemissionen verringert werden. Ziel ist stattdessen ein geschlossenes Kreislaufsystem, das sich selbst regeneriert und den Ressourcenabbau in Zukunft einschränkt.

Worin besteht unser Anlageansatz? Im Rahmen ihrer strategischen Partnerschaft mit Alliance to End Plastic Waste hat die Private-Equity-Strategie von LOIM drei Anlagebereiche identifiziert, die auf diejenigen Lösungspfade ausgerichtet sind, die zur Transformation der Kunststoff-Wertschöpfungskette erforderlich sind.

 

Abbildung 1. Drei Anlagebereiche für eine Kunststoff-Kreislaufwirtschaft

 
Innovative Kunststoffe Neue Nutzungsmodelle Bessere Sammlung, Sortierung
und Wiederverwertung
Plastics - innovative materials-01.svg Plastics - new usage models-01.svg Plastics - collection-sorting-recycling-01.svg

Quelle: LOIM. Nur zur Veranschaulichung.

 

Innovative Kunststoffe

Kunststoff wird derzeit vor allem aus fossilen Brennstoffen hergestellt und macht 6% des weltweiten Erdöl- und Erdgasverbrauchs aus ‒ das entspricht dem Erdölverbrauch der gesamten weltweiten Luftfahrtindustrie.2 Alternativ könnten für die Kunststoffherstellung bahnbrechende und neuartige Materialien zum Einsatz kommen. So liessen sich Pflanzenabfälle oder Pflanzenproteine in Anlehnung an ein Verfahren, mit dem Spinnen ihre Netze konstruieren, zur Herstellung von biologisch abbaubarem Kunststoff einsetzen. Dadurch würden der Verbrauch von Erdöl verringert und die biologische Abbaubarkeit oder Kompostierbarkeit von Kunststoff verbessert werden.

Für eine bessere Wiederverwertung von Kunststoffen ist eine digitale Rückverfolgbarkeit ausschlaggebend. Die Kennzeichnung von Produkten mit digitalen Wasserzeichen könnte den Unternehmen beispielsweise helfen, ihre Produkte zu verfolgen und den Sortierprozess im Recycling zu verbessern. Darüber hinaus bietet sich zur Bereitstellung von Rückverfolgbarkeitsdaten die Blockchain-Technologie an, um die Wiederverwertung und Entsorgung zu optimieren. Somit werden letztlich Abfälle reduziert und der Umgang mit Ressourcen verbessert, um sicherzustellen, dass sie in die Lieferketten für neue Produkte zurückgeführt werden, ohne dass Primärmaterialien abgebaut werden müssen oder Müll entsteht.

 

Neue Nutzungsmodelle

Unser zweiter Anlagebereich betrifft die neuen Nutzungsmöglichkeiten für Kunststoffe und die Schaffung der hierfür erforderlichen Infrastruktur. In Anerkennung der Tatsache, dass Einwegplastik ein Teil des Kunststoffproblems ist (es macht etwas weniger als die Hälfte des Endverbrauchs von Kunststoffen aus), investiert die Strategie in Produkte und Dienstleistungen, welche die Lebensdauer von Kunststoffprodukten durch Wiederverwendungs-, Nachfüll- oder Reparaturmöglichkeiten verlängern. Abgesehen davon investiert die Strategie in neuartige Konsumentenlösungen, die das Produkt ohne Einwegverpackung anbieten und sich die zunehmende Vorliebe der Konsumenten für umweltfreundliche Verpackungen zunutze machen.

So könnten sich Nachfülllösungen auf Mehrwegverpackungen und wiederverwendbare Verpackungen konzentrieren, mit denen sich Marken nach wie vor durch praktische und modulare Designs abheben können. Pfandsysteme sind der Wiederverwendung haltbarer Verpackungen förderlich, während Rücknahmeautomaten in Supermärkten den Kunden seit neuestem die Gelegenheit bieten, gebrauchte Verpackungen zur Reinigung und Wiederbefüllung zurückzugeben. Digitale Lösungen wie Online-Apps können die Kreislaufwirtschaft zusätzlich unterstützen, indem sie die Nutzungsdauer von Produkten verlängern und es den Konsumenten ermöglichen, zum Beispiel Secondhandkleidung zu kaufen und zu verkaufen.

 

Bessere Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung

Schliesslich widmen wir uns der tatsächlichen Dynamik der Wiederverwertung, da wir der Meinung sind, dass Kunststoffabfälle ein enormes Wertschöpfungspotenzial bieten. Unser Schwerpunkt gilt hier Technologien, mit denen sich neue, qualitativ hochwertige Ausgangsmaterialien zur Herstellung von Kunststoffen bei geringeren Treibhausgasemissionen als bei Neukunststoffen gewinnen lassen. Dieser Bereich zielt ausserdem darauf ab, die Wirtschaftlichkeit des Recyclings zu verbessern, das Spektrum der Recyclinganwendungen zu erweitern und die Kapazitäten zur Sortierung, Sammlung und Wiederverwertung auszubauen. Auch hier sind digitale Lösungen wichtige Wegbereiter: Mittels KI-Software können die Sortierung und Datenanalyse von Kunststoffabfall und die Rückgewinnung von Kunststoffen verbessert werden.

 

Abbildung 2. Die wichtigsten Kunststoffarten und ihre Verwendung in Verpackungen

 

Quelle: Ellen MacArthur, Project MainStream Analysis, LOIM. Nur zur Veranschaulichung.

 

Wir investieren zum Beispiel in Unternehmen, die Rohstoffe aus gewöhnlich nur schwer wiederverwertbaren Stoffströmen wie Textilien gewinnen und diese wieder in die Lieferketten der Bekleidungsbranche integrieren. Weitere Fortschritte erstrecken sich auf Unternehmen, die in der Lage sind, schwer zu recycelnde Kunststoffe in chemische Bausteine oder Monomere umzuwandeln, die dann zur Herstellung neuer Kunststoffe eingesetzt werden können.

 

Vorreiter für ein Kunststoff-Kreislaufmodell

Von der Kunststoffproduktion bis zum Ende des Lebenszyklus von Kunststoffen investiert unsere Plastic-Circularity-Strategie in Unternehmen, die an der Spitze eines Kreislaufmodells stehen. Sie erachtet Kunststoffabfälle als eine Ressource, mit der sich die Kunststoff-Wertschöpfungskette umgestalten lässt, die neue, naturverträgliche Gewinnpools erschliesst und sowohl für Innovatoren als auch für Investoren eine attraktive Gelegenheit bietet.

 
 

Quellen

[1] Diese Strategie wurde noch nicht aufgelegt. Die Informationen können sich ändern und unterliegen gesetzlichen und behördlichen Genehmigungen.

[2] Ellen MacArthur Foundation, The New Plastics Economy: Rethinking the Future of Plastics & Catalysing Action, 2016 und 2017. (Aufgerufen im November 2022)

[3] SYSTEMIQ, ReShaping Plastics: Pathways to a Circular, Climate Neutral Plastics System in Europe, 2022. (Aufgerufen im November 2022)

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