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Es führt kein Weg an der Dekarboni- sierung vorbei

Es führt kein Weg an der Dekarbonisierung vorbei

Nimmt man alle Zusicherungen zur Reduzierung der Emissionen zusammen, steuert die Welt auf einen globalen Temperaturanstieg um 3 °C bis 2050 zu. Selbst wenn es der Menschheit gelingt, das Ziel des Übereinkommens von Paris zu erreichen und den Klimawandel auf 1,5 °C zu begrenzen, werden wir definitiv mit den negativen Auswirkungen einer heisseren Welt konfrontiert sein.

Es steht ausser Zweifel, dass sich Nationen, Unternehmen und Gemeinschaften auf häufigere und möglicherweise noch heftigere Extremwetterereignisse sowie auf lokale Klimaveränderungen, die zu wirtschaftlichen Störungen führen, einstellen und entsprechend anpassen müssen. Hierzu ist es nötig, in Technologien und Lösungen zu investieren, die eine grössere Resilienz gegenüber den physischen Risiken des Klimawandels ermöglichen.

In diesem Interview spricht Thomas Höhne-Sparborth, Head of Sustainability Research, mit Laura Garcia, Quantitative analyst, über die Kosteneffizienz von Investitionen in Anpassungslösungen – vor allem solchen, die in der Natur verwurzelt sind.

 

Was versteht man unter physischem Risiko und Anpassung?

LG: Physische Risiken umfassen Naturgefahren, die vom Wetter beeinflusst werden. Sie können meteorologischer Art sein, wie tropische Wirbelstürme, oder ökologische Gründe haben, wie Überschwemmungen und Bodenerosion. Anpassung umfasst die Korrekturen, die wir innerhalb von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Systemen vornehmen müssen, um auf die mit dem Klimawandel verbundenen Veränderungen zu reagieren. Dabei muss auch die Häufigkeit und Schwere von Ereignissen berücksichtigt werden.

 

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen erkennt vier Hauptarten von klimabedingten Gefahren: Gefahren für Küstenregionen, Starkregen, Dürren und steigende Temperaturen. Wie kann eine Anpassung eine Lösung für all diese Probleme sein?

LG: In der Vergangenheit konzentrierte sich Anpassung eher auf technische Lösungen für die zumeist akuten Naturgefahren wie Überschwemmungen und tropische Wirbelstürme. Ein gutes Beispiel sind die Deltawerke in den Niederlanden, die 60% der Fläche des Landes vor Hochwasser und Sturmfluten schützen sollen.

Anpassung sollte aber nicht nur als Lösung gesehen werden, die sich primär auf technische Massnahmen stützt, denn die Trends, die durch den Klimawandel auf uns zukommen, sind wesentlich existenziellerer Natur. Es wird zu klimatischen Veränderungen in Agrarregionen kommen. So werden Länder, die bisher vom Kaffeeanbau abhängen, möglicherweise feststellen, dass sie dieses Produkt nicht mehr anbauen können.

Wir müssen in einem grösseren Rahmen darüber nachdenken, welche ökologischen und sozialen Massnahmen wir umsetzen müssen, um Menschen und Unternehmen dabei zu helfen, sich an die Veränderungen anzupassen, die auf die lokale Wirtschaft zukommen.

 

Wie rechnen sich Investitionen in Anpassung und Vorsorge aus wirtschaftlicher Sicht? Sind die Kosten der Umsetzung von Vorsorgemassnahmen nicht zu hoch?

THS: Wenn wir Investitionen in die Anpassung mit traditionellen Investitionen vergleichen, ist der Effekt der Ereignisse vergleichsweise höher. Derzeit werden nur etwa USD 30 Mrd. pro Jahr in die Anpassung investiert. Das ist bei Weitem nicht ausreichend. Dieser Betrag muss vermutlich auf das Fünf- oder Zehnfache pro Jahr angehoben werden – allein um uns auf die Veränderungen vorzubereiten, mit denen wir rechnen.

Was wir von der Anpassung haben, sind in erster Linie geringere Verluste. Eine einfache Abschottung gegenüber den Schäden, die jetzt schon weltweit durch Waldbrände und Hurrikans verursacht werden, und die Anpassung der Infrastruktur, um sicherzustellen, dass wir auf solche Arten von Ereignissen vorbereitet sind, tragen dazu bei, uns vor physischen Schäden und wirtschaftlichen Störungen zu schützen. Darüber hinaus verbessern viele dieser Resilienzmassnahmen die Produktivität und Effizienz und schlagen sich damit auch in direkten Erträgen nieder. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn naturbasierte Lösungen genutzt werden, um die Anpassung zu verbessern, da diese den Ökosystemen und Gemeinschaften direkt zugutekommen können.

In der Regel entspricht der Nutzen dieser Investitionen im Durchschnitt dem Zwei- bis Zehnfachen der ursprünglichen Kosten einiger dieser Anpassungsmassnahmen. Sie sind es wert, erfordern aber Voraussicht, ausreichende Planung und ein Verständnis für die wahre Natur einiger dieser physischen Risiken.

 

Schätzungen zufolge entfallen derzeit etwa 5% der Investitionen im Zusammenhang mit dem Klimawandel auf Anpassungsmassnahmen. Warum ist der Anteil so gering?

THS: Dafür gibt es meiner Meinung nach mehrere Gründe. Aus psychologischer Sicht sind wir als Spezies nicht besonders gut daran angepasst, über Wahrscheinlichkeiten und Risiken nachzudenken. Im Hinblick auf die physischen Risiken ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt, möglicherweise sehr gering. Seine potenziellen Auswirkungen sind aber erheblich. Aufgrund der Art und Weise, wie unsere Entscheidungsfindungsprozesse normalerweise funktionieren, fällt es uns schwer, damit umzugehen und die Tragweite zu verstehen. Ein zweiter Faktor ist vermutlich das fehlende Bewusstsein für die Notwendigkeit der Anpassung. Die Kosten von Investitionen in Anpassungsmassnahmen sind ebenfalls erheblich. Doch die langfristigen Erträge können sogar noch grösser sein.

 

Welche Anpassungsprojekte gibt es heute schon, und wie könnten einige in der Zukunft aussehen?

THS: In New York wurde soeben ein USD 10 Mrd. schwerer Plan vorgestellt, die Stadt durch technische Strukturen und natürliche Lösungen vor Küstenhochwasser zu schützen. In China ist ein Pilotprojekt angelaufen, bei dem 30 Städte zu sogenannten „Schwammstädten“ entwickelt werden sollen. Dahinter steckt der Gedanke, Städte nicht mit harten Infrastrukturen zu versiegeln, bei denen Wasser nicht so leicht versickern kann, sondern durchlässiger zu machen. Dies umfasst mehr Grünflächen und natürliche Entwässerungssysteme, die eine naturnähere Resilienz schaffen. Natürliche Lösungen sind häufig auch kostengünstiger als technische Lösungen. So schätzt man, dass Mangrovenwälder eine zwei- bis fünfmal günstigere Option sind, um stabile und gesunde Wasserwege zu erhalten, als eine entsprechende technische Lösung. Und sie bieten noch weitere Vorteile: Aufgrund ihres Beitrags zur lokalen Artenvielfalt werden Mangroven auch häufig als „Fischfabriken“ bezeichnet.

 

Werden sich naturbasierte Lösungen immer mehr durchsetzen?

THS: Bei LOIM richten wir den Fokus auf Naturkapital. Unserer Meinung nach wird der Wert der Natur heute unterschätzt. Die Natur bringt eine Fülle von Produkten und Dienstleistungen hervor und unterstützt den Grossteil unserer Wirtschaft. Sie kann auch eine wichtige Rolle dabei spielen, wie wir diese ökologischen Herausforderungen angehen.

Das Interessanteste an vielen naturbasierten Lösungen ist, dass sie die gleichen Ergebnisse im Hinblick auf die Verbesserung der Resilienz gegen verschiedene Arten physischer Risiken bieten wie technologische Lösungen, aber häufig nur einen Bruchteil kosten. Die Wiederherstellung dieser natürlichen Abwehr und der Schutz der bestehenden Natur zählen daher zu den wirksamsten Instrumenten, die uns zur Verfügung stehen. Wälder schützen uns zum Beispiel vor Überschwemmungen und Bodenerosion, verbessern die Luftqualität und helfen bei der Kontrolle der CO2-Mengen in der Luft.

 

Wenn es der Welt gelingt, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, würde dies die meisten der potenziell auf uns zukommenden physischen Risiken begrenzen?

LG: Nein, wir können die Probleme der physischen Risiken nicht vermeiden. Durch die Emissionen in der Vergangenheit sind bereits enorme Mengen an Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt. Selbst wenn wir die Emissionen schon morgen stoppen, werden einige der physischen Risiken dennoch eintreten, aber in geringerem Umfang als in den meisten extremen Szenarien. Wir hoffen jedoch, dass die Methoden zur Anpassung an extreme Wetterbedingungen und Risiken mit zunehmendem Wissen immer besser werden.

Bei dem vorliegenden Dokument handelt es sich um einen Auszug aus CLIC™-Konversationen, unserem Podcast zu Nachhaltigkeit und Investitionen. Die vollständige Episode finden Sie hier.

 

Wichtige Informationen.

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