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Klimarisiken vorhersehen und Wachstumschancen nutzen

Klimarisiken vorhersehen und Wachstumschancen nutzen
Christopher Kaminker, PhD - Group Head of Sustainable Investment Research, Strategy & Stewardship

Christopher Kaminker, PhD

Group Head of Sustainable Investment Research, Strategy & Stewardship
Thomas Höhne-Sparborth, PhD - Head of Sustainability Research

Thomas Höhne-Sparborth, PhD

Head of Sustainability Research

Wie können Temperaturziele effizient gemessen werden? 

Als Investmentunternehmen sind wir davon überzeugt, dass wir uns am Beginn eines Wirtschaftsumbruchs befinden. Das vorherrschende Wachstumsmodell, auf das sich unsere Gesellschaft bisher gestützt hat, ist untragbar geworden und nun ist ein Paradigmenwechsel im Gange.  Die Entkopplung des Wachstums von negativen Umwelt- und sozialen Einflüssen wird dank Unternehmen, die Lösungen zur Wertschöpfung durch kreislauforientiertes, produktivitätssteigerndes, integrativeres und saubereres Wirtschaften finden, immer realistischer. Wir nennen diesen Wandel den Übergang von einem WILD-Modell, das unwirtschaftlich (wasteful), ineffizient (idle), ungleich (lopsided) und verschmutzt (dirty) ist, zu einer kreislauforientierten (circular), produktivitätssteigernden (lean), integrativen (inclusive) und sauberen (clean) CLIC™-Wirtschaft und wir halten es für unsere treuhänderische Pflicht, unseren Kunden dabei zu helfen, die mit diesem Wandel verbundenen Risiken zu mindern und entsprechende Anlagechancen zu nutzen. Laut unserer Anlagephilosophie gleicht das Ausmass dieser neuen wirtschaftlichen Revolution dem der Industriellen Revolution, fegt jedoch mit der Geschwindigkeit der Digitalen Revolution durch die Geschäftswelt und stellt die grösste Anlagechance unseres Zeitalters dar.

Durch Innovation verbessern wir laufend unsere Fähigkeiten um unsere Kunden durch diesen Umbruch führen zu können, sodass sie ihre langfristigen finanziellen Renditeziele erreichen. Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen und klimaresistenten Wirtschaft ist eines der wichtigsten Querschnittsthemen dieses Übergangs zur CLIC™-Wirtschaft. Die Dekarbonisierungsverpflichtungen werden von immer mehr Ländern ins Gesetz aufgenommen und von den Unternehmen direkt umgesetzt. Dies steht im Einklang mit dem Übergang zur Netto-Null-Wirtschaft, der ein gemeinsames Handeln aller Wirtschaftssektoren erfordern wird. Für Besitzer von Vermögenswerten ist es jedoch erstaunlich schwer, nachhaltig zu investieren, denn es fehlt an Standards und Definitionen sowie an einer vollständigen Offenlegung von Daten und Erkenntnissen zu den Dekarbonisierungspfaden der einzelnen Branchen und Regionen.

Unseres Erachtens sind vorausschauende Massnahmen unerlässlich, wenn wir den Anlegern helfen wollen, die Übergangspfade von Vermögenswerten zu verstehen, das Risiko gestrandeter Vermögenswerte zu meiden und wertvolle Anlagechancen ausfindig zu machen

Unsere vorausschauende Beurteilung des Klimarisikos

Wir halten es für unerlässlich, die einzelnen Unternehmen in unseren Anlageuniversen zu beobachten, um festzustellen, wo sie sich auf dem „Pfad zum Temperaturziel“ befinden und diese Erkenntnisse zu quantifizieren. Das bedeutet wir prüfen, ob und wie weit die Unternehmen vom Dekarbonisierungspfad abweichen, den die Klimaziele des Pariser Abkommens, das die Erderwärmung auf 1,5°C bis 2°C beschränken soll, erfordern. Ein Unternehmen, das sich beispielsweise auf einem Pfad befindet, der eher zu einer Erwärmung von 3°C führt, reduziert zwar möglicherweise seine direkten und indirekten CO2- und Treibhausgasemissionen zum Teil, aber seine Dekarbonisierungsanstrengungen reichen nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Ein solches Unternehmen muss gegebenenfalls zum Beispiel seinen Betrieb strenger regeln, verliert an Wettbewerbsfähigkeit und riskiert schlechtere Wachstumsprognosen und gestrandete Vermögenswerte – all das wirkt sich negativ auf die zukünftige Rentabilität aus.

Dank dieser Analyse können wir unsere Portfolios anpassen, indem wir jene Unternehmen ausfindig machen, die am besten aufgestellt sind, um von der Gesamtheit der Anlagechancen zu profitieren, die sich aus der Klimawende ergeben und die spezifischen und systemrelevanten Risiken jener Unternehmen identifizieren, welche die Dringlichkeit und das Ausmass der Wende nicht erkannt haben. Dank dem Lombard Odier Portfolio Temperature Alignment (LOPTA) können wir die Temperaturverläufe aller Portfolios strategisch analysieren.

Wir glauben, vorausschauende Massnahmen sind unerlässlich, wenn wir Besitzer von Vermögenswerten und Vermögensverwalter dabei unterstützen wollen, die Übergangspfade ihrer Anlagen zu verstehen, wenn sich die Wirtschaft im Zuge der Klimawende verändert. Ausserdem müssen wir den Übergangspfad aller Unternehmen unserer Portfolios verstehen, damit wir lähmende gestrandete Vermögenswerte vermeiden und die wertvollsten Anlagegelegenheiten identifizieren können. Aktive Eigentümerschaft und Engagement werden in diesem Prozess eine wichtige Rolle spielen.

Diese vorausschauende Vorgehensweise wird entscheidend sein, denn es gibt viele Beispiele von Strategien, die zwar jahrelang konstante, risikobereinigte Überrenditen erzielt haben und auf beeindruckende Erfolgsgeschichten zurückblicken, jedoch grundsätzlich für eine Zukunft, die vollkommen anders aussehen wird, schlecht positioniert sind, da die Klimawende einen starken Rückkopplungseffekt aus Regulierung und Marktkräften mit sich bringt, der Veränderungen verursacht und in fast allen Sektoren und Branchen Wertpotenzial zerstört. Wir glauben ausserdem, dass der aufsichtsrechtliche Druck zur Offenlegung der Übereinstimmung mit den Temperaturzielen nun ebenfalls unvermeidbar ist. Wir halten es für notwendig, solchen Anforderungen zuvorzukommen und veröffentlichen die Daten unserer Portfolios zur Übereinstimmung mit den Temperaturzielen des Pariser Klimaabkommens so schnell wie möglich, denn uns ist bewusst, wie dringend der Übergang zu Netto-Null ist.

 

Wie können Portfolios auf die Temperaturziele ausgerichtet werden? 

Im Pariser Klimaabkommen von 2015 einigten sich die Vertragsparteien darauf, die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert auf deutlich unter 2°C gegenüber vorindustriellen Werten zu halten und sich weiter dafür einzusetzen, den Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen. Diese Ziele wurden auf der Grundlage der vom Weltklimarat (IPCC) erarbeiteten wissenschaftlichen Erkenntnisse und düsteren Prognosen in Bezug auf die Folgen der Erderwärmung und die zukünftigen Risiken sowie der Optionen für die Anpassung an die globale Erwärmung und die Begrenzung zukünftiger Schäden festgesetzt. Diese Erkenntnisse wurden auch im Finanzsektor weithin übernommen - von Besitzern von Vermögenswerten bis zu Zentralbankgouverneuren im Finanzstabilitätsrat (FSB) - und stellen den Anstoss für alle zukünftigen klimarelevanten Gesetze dar. Bei einer kürzlichen Anhörung im Finanzausschuss des britischen Unterhauses sagte der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Klimaschutz, Mark Carney: “wenn wir die Kapitalmärkte bewerten, ... liegen vermutlich alle Vermögenswerte über der 4°C-Marke.”1 Eine globale Erwärmung von 4°C hätte katastrophale Folgen und würde der Wirtschaft jährliche Ertragseinbussen in Höhe von über 23 Billionen US-Dollar, d.h. rund einem Drittel des derzeitigen Welt-BIP, bescheren.2

Unserer Ansicht nach sollte nicht nur für Anbieter von kohlenstoffarmen Lösungen Kapital bereitgestellt werden, sondern auch für die für die Wirtschaft bedeutungsvollen kohlenstoffintensiven Industriezweige, in denen die Reduktion der Emissionen schwierig ist, und die dringend zu einem nachhaltigeren Modell übergehen müssen. Durch die Ermittlung einer transparenten Kennzahl, welche die Temperaturausrichtung eines Portfolios einschätzt und darüber Auskunft gibt, ob es mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens und einer Netto-Null-Wirtschaft übereinstimmt, werden wir in der Lage sein zu verstehen, welche Bereiche unserer Portfolios auf dem richtigen Dekarbonisierungspfad sind und welche hinterherhinken. Dies versetzt uns in die Lage, zukünftige Investitionsmöglichkeiten im Klimabereich zu identifizieren und das Risiko von gestrandeten Vermögenswerten sowie andere wirtschaftliche Risiken zu vermeiden.

Wir stellen eine transparente Kennzahl bereit - Portfolio Temperature Alignment - die einen vollständigen Einblick in die komplexe zugrundeliegende Analyse der Dekarbonisierungspfade von Unternehmen bietet

Der unternehmenseigene Ansatz von Lombard Odier

Bei Lombard Odier haben wir ein unternehmenseigenes Rahmenwerk entwickelt, um die Übereinstimmung eines Portfolios mit den Temperaturzielen zu analysieren. Bislang haben die Unternehmen nicht einheitlich darüber berichtet, wie sie den Übergang zu einer emissionsfreien Welt gestalten. Unser Tool ermöglicht es, Portfolios auf die Unternehmen auszurichten, die am besten positioniert sind, um die Chancen des Klimawandels zu nutzen, und gleichzeitig spezifische und systemische Risiken für jene Unternehmen zu identifizieren, die die Dringlichkeit und die Art des Wandels nicht verstanden haben.

Wir glauben, dass die Stärke des LOPTA-Ansatzes in der Breite seiner Abdeckung und seiner Granularität liegt - anstatt die erforderlichen Übergänge aus dem Blickwinkel einer Handvoll grosser Sektoren zu betrachten, haben wir das Tempo und den Umfang der notwendigen Dekarbonisierung über 160 Branchen und 6 Regionen hinweg definiert. Dadurch erhalten wir eine nuanciertere und genauere Temperaturanalyse für 15’000 Unternehmen (und über 100’000 wenn Branchenschätzungen mitberücksichtigt werden). Wir analysieren das gesamte Spektrum der Dekarbonisierungsmassnahmen, die jeder Branche zur Verfügung stehen, von nachfrageseitigen Veränderungen (einschliesslich geringerem Fleischkonsum und weniger Flugreisen) bis hin zu technologiebasierten Lösungen (wie Elektrifizierung, Effizienzverbesserungen, Brennstoffsubstitution und Kohlenstoffausgleich oder -abscheidung). Nachdem wir den Dekarbonisierungspfad einer Branche nach Region erstellt haben, vergleichen wir den tatsächlichen Fussabdruck und Temperaturverlauf jedes Unternehmens mit dem Temperaturpfad seiner spezifischen Branche, um ein Temperaturergebnis auf Unternehmensebene zu berechnen. Dieses verwenden wir wiederum zu Ermittlung des Temperaturergebnisses auf Portfolioebene.

Wir sind in der Lage, eine transparente Kennzahl - Portfolio Temperature Alignement - bereitzustellen, die einen vollständigen Einblick in die komplexe zugrundeliegende Analyse der Dekarbonisierungspfade von Unternehmen und die Wechselwirkung zwischen den Verläufen in verschiedenen Branchen und Regionen sowie den Kosten der Emissionsverringerung bietet. Unser Ziel ist es, unseren Kunden zu helfen, das Dekarbonisierungsziel und den Dekarbonisierungspfad ihrer Portfolios durch eine einzige und einfach zu verwendende Metrik zu verstehen.

 

Schlussfolgerung

Wir wollen unseren Kunden mit diesem Ansatz eine leicht verständliche Kennzahl zur Verfügung stellen, um ihnen zu helfen, die Dekarbonisierungsziele und -pfade ihrer Portfoliounternehmen zu verstehen. Damit sollen sie eine solidere Grundlage für ihre Entscheidung erhalten, sich bei einem Unternehmen zu engagieren oder ihre Portfolios anzupassen.

 

Quellen.

1 Mark Carney (15. Oktober 2019). Mündliche Aussage vor dem Finanzausschuss des britischen Unterhauses.

2 Tom Kompas, Pham Van Ha und Tuong Nhu Che (2018). The Effects of Climate Change on GDP by Country and the Global Economic Gains from Complying With the Paris Accord. Earth’s Future (6), S. 1153-1173.

Wichtige Hinweise.

Dieses Dokument wurde von Lombard Odier Funds (Europe) S.A. herausgegeben, einer in Luxemburg ansässigen Aktiengesellschaft mit Sitz an der Route d’Arlon 291 in 1150 Luxemburg, die von der Luxemburger Finanzmarktaufsichtsbehörde, („CSSF“), als Verwaltungsgesellschaft im Sinne der EU-Richtlinie 2009/65/EG in der jeweils geltenden Fassung und der EU-Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMD-Richtlinie) zugelassen wurde und deren Aufsicht unterstellt ist. Geschäftszweck der Verwaltungsgesellschaft ist die Errichtung, Vermarktung, Administration, Verwaltung und der Vertrieb von luxemburgischen und ausländischen OGAW, alternativen Investmentfonds („AIF“) sowie anderen regulierten Fonds, kollektiven und sonstigen Anlagevehikeln sowie das Angebot von Portfolioverwaltungs- und Anlageberatungsdiensten.
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