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Wohin denn mit der Schweizer Wirtschaft?



Im neuen Jahr haben globale Entwicklungen das makroökonomische Umfeld der Schweiz in Mitleidenschaft gezogen, wobei die Wirtschaft ihre eigenen, einzigartigen Merkmale unter Beweis stellen konnte. So spiegelte die Schweizer Wirtschaft zwar einen Teil der konjunkturell bedingten Verschlechterung in der Eurozone wider, zeigte am Arbeitsmarkt aber auch Anzeichen einer heimischen Widerstandsfähigkeit. Wir gehen davon aus, dass sich in der Schweizer Wirtschaft weiterhin das schwache Wachstum widerspiegeln wird, allerdings mit wichtigen Vorbehalten im Inland. Zudem beobachten wir den Wechselkurs des Frankens sehr genau.
Weltweit haben die Zentralbanken seit Januar eine eher gemäßigte Haltung eingenommen. Die US-Notenbank Federal Reserve gab bekannt, dass sie geduldig und flexibel sein werde, was den weiteren Pfad ihrer Geldpolitik betrifft. Hinsichtlich der Bilanznormalisierung plant sie nun ab Mai eine Verlangsamung der Reduktion der Staatsanleihen und ein Ende der Reduktion im Oktober 2019. In der Eurozone senkte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Konjunkturprognose für die Region, schob den erwarteten Zeitpunkt für Zinserhöhungen auf das Jahr 2020 hinaus und stellte eine neue Runde kostengünstiger Finanzierungsinstrumente für Banken vor. Das bedeutet, dass das Niedrigzinsumfeld in der Eurozone voraussichtlich anhalten wird.
Unterdessen bleibt die Unsicherheit bestehen. Während sich das globale Wachstum seitwärts bewegt, trübte sich die Stimmung dennoch und die geopolitischen Risiken festigten sich zunehmend. Die Sorgen bezüglich des Handelskriegs zwischen den USA und China, den allgemeinen Aufstieg des Populismus, Zweifel an der Wirtschaftspolitik Italiens, die Proteste der ‚Gelbwesten‘ in Frankreich und die mit den Brexit-Verhandlungen verbundenen Herausforderungen halten an. Obwohl wir das internationale Wachstum immer noch leicht unter der Trendrate sehen, ist der Ausgang keinesfalls garantiert und das Timing kann aufgrund solcher Faktoren holprig und volatil sein – dies bestätigt den anspruchsvollen Ausblick.
In diesem Zusammenhang verfolgt die Schweizerische Nationalbank (SNB) weiter eine unterstützende Geldpolitik. Sie hält die Zinssätze tief im negativen Bereich und kommuniziert ihre Bereitschaft, in den Markt einzugreifen, um eine Aufwertung des Frankens zu verhindern. Typischerweise dämpft ein starker Franken die importierte Inflation, insbesondere über den Handel mit der Eurozone. Deshalb verfolgt die SNB die Entwicklungen in der Eurozone sehr aufmerksam und intervenierte in der Vergangenheit, um sicherzustellen, dass eine Abschwächung des Euro nicht mit einem stärkeren Franken einherging.
Im Inland gibt es bei einigen Schweizer Kennziffern wie dem BIP sowie bei dem führenden Indikator für das verarbeitende Gewerbe und dem KOF-Index Anzeichen für eine starke Abschwächung. Dieser Rückgang spiegelt bis zu einem gewissen Grad die Entwicklung in der Eurozone wider. Einige andere Schweizer Indikatoren zeigen jedoch ein relativ robustes inländisches Bild. So hat sich beispielsweise die Produktionslücke geschlossen während sich die Wirtschaft des Landes der Vollbeschäftigung nähert.
Wir gehen davon aus, dass die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum auch die Geldpolitik der Schweiz bestimmen wird, insbesondere weil ein starker Schweizer Franken die importierte Inflation dämpft. Sollte die EZB beispielsweise aufgrund eines Wachstumseinbruchs im Euroraum eine noch gemäßigtere Haltung einnehmen, könnte die SNB unserer Meinung nach mit eigenen Maßnahmen reagieren. Da jedoch bestimmte Schweizer Indikatoren auf ein relativ reges heimisches Umfeld hindeuten, raten wir weiter zu Vorsicht, da diese inländische Widerstandsfähigkeit in einem potenziellen Erholungsszenario wie ein Multiplikator wirken könnte.
Unser Basisszenario sieht vor, dass sich die SNB vorerst ruhig verhält und vor einem starken Franken warnt, insbesondere wegen der konjunkturellen Verlangsamung der Eurozone. Wir beobachten die Währung als Motor der Geldpolitik genau und erwarten, dass die SNB eine begrenzte Aufwertung des Schweizer Frankens tolerieren würde. Weitere gross angelegte Währungsinterventionen sind jedoch eher unwahrscheinlich, da ein abnehmender marginaler Grenznutzen die Kosten-Nutzen-Analyse solcher Massnahmen unserer Ansicht nach verschieben könnte. Darüber hinaus wirkt das Risiko, vom US-Finanzministerium später möglicherweise als Währungsmanipulator bezeichnet zu werden, als weiterer Backstop.
Insgesamt sehen wir eine Fortsetzung des gemässigten ‚Status Quo‘ der aktuellen Negativzinsen in der Schweiz sowie die Bereitschaft, an den Devisenmärkten zu intervenieren.