Wie könnte es 2025 für Schweizer Anleihen weitergehen?

Markus Thöny - Head of Swiss Fixed Income
Markus Thöny
Head of Swiss Fixed Income
Philipp Burckhardt, CFA - Fixed Income Strategist and Senior Portfolio Manager
Philipp Burckhardt, CFA
Fixed Income Strategist and Senior Portfolio Manager

Kernpunkte.

  • Die Gewinne aus Schweizer Anleihen gingen in den letzten drei Jahren vor allem auf Veränderungen der Zinsen und Kreditspreads zurück
  • Für dieses Jahr rechnen wir nicht mit so hohen Renditen in dieser Anlageklasse, weil das Potenzial für einen kräftigen Zinsrückgang gering ist
  • Die Renditen dürften sich eher im Bereich des langfristigen Durchschnitts von 2% einpendeln. Schweizer Anleihen sind unseres Erachtens aber immer noch eine attraktive Anlage mit einem guten Risiko-Rendite-Profil.

Beim Vergleich der jährlichen Performancedaten von Schweizer Anleihen und Schweizer Aktien für die letzten drei Jahre fallen zwei Dinge auf. Erstens sind die Unterschiede zwischen Anleihen und Aktien eher gering, zweitens sind die Werte für Anleihen recht hoch.

Abbildung 1. Jährliche Performance Schweizer Anleihenindizes und des Schweizer Aktienindex (SMI)1  

Wie konnten Schweizer Anleihen bei durchschnittlichen Renditen auf Verfall von deutlich unter 2% eine so starke Performance erzielen? Der Grund sind Veränderungen der Zinsen und Kreditrisikoprämien. Denn insbesondere bei kürzeren Anlagehorizonten bestimmen sie die Wertentwicklung einer Anleihe generell stärker als der Coupon oder die Rendite auf Verfall.

In diesem Artikel versuchen wir, Schätzungen für die Renditen Schweizer Anleihen für 2025 abzugeben.

Aus der Sicht von Anlegerinnen und Anlegern mit Kaufen-und-Halten-Strategie

Anlegerinnen und Anleger mit Kaufen-und-Halten-Strategie, die Anfang 2025 Schweizer Anleihen gekauft hätten, würden meist Renditen auf Verfall von unter 1% erhalten. Was bedeutet das?

Wenn Anlegerinnen und Anleger eine Anleihe am Tag ihrer Emission kaufen und bis zur Fälligkeit halten, ist vor allem der Coupon entscheidend für die Performance. Diese ist daher bereits zum Kaufzeitpunkt wenigstens ungefähr bekannt – vorausgesetzt, es kommt nicht zum Ausfall der Anleihe.

Wenn Sie beispielsweise heute eine 10-jährige Anleihe mit einem Coupon von 1% zum Preis von 100 kaufen, beträgt die Rendite auf Verfall dieser Anleihe etwa 1%. Halten Sie die Anleihe bis zur Fälligkeit, erhalten Sie jedes Jahr durchschnittlich 1% Ihres angelegten Kapitals. Ob der Kurs in der Zwischenzeit auf 110 steigt oder auf 90 sinkt, ist dabei nicht bedeutsam. Anlegerinnen und Anleger mit Kaufen-und-Halten-Strategie wollen keine Zwischengewinne oder -verluste realisieren.



Hätten sie für dieselbe Anleihe einen Einstandspreis von nur 95 gezahlt, würde die Rendite auf Verfall rund 1,5% betragen. Denn über die 10-jährige Laufzeit würde neben dem Coupon auch der Wertanstieg von 95 auf 100 positiv zu Buche schlagen. Bei einem Einstandspreis von 105 würde die Rendite auf Verfall entsprechend etwa 0,5% betragen. In diesem Fall würde der Wertverlust von 105 auf 100 den Ertrag aus dem Coupon verringern.

Anlegerinnen und Anleger mit Kaufen-und-Halten-Strategie achten aber nicht auf tägliche Marktschwankungen. Sie bewerten daher ihre Anleihen häufig nach der Methode der fortgeführten Anschaffungskosten anstatt auf Basis des aktuell erzielbaren Marktpreises. Diese Bewertungsmethode geht davon aus, dass sich der Kurs einer Anleihe mit der Zeit gleichmässig vom Kaufpreis bis zum Rücknahmepreis von 100 entwickelt. Die daraus resultierenden Volatilitätswerte eignen sich daher kaum als Risikoindikator.

Marktorientierte Sichtweise

Für die langfristige Performance von Anleihen ist vor allem der Coupon entscheidend. Bei kürzeren Anlagehorizonten ist dagegen die Dynamik der Zinsen und Kreditrisikoprämien für die Wertentwicklung besonders relevant. Im Vergleich zum Anleihenkurs entwickeln sich diese in die entgegengesetzte Richtung. Sinkende Zinsen und Kreditrisikoprämien führen zu höheren Anleihenkursen, steigende Zinsen und Prämien indes zu sinkenden Kursen.

Zum Beispiel legt unsere 10-jährige Anleihe im ersten Jahr um etwa 10% zu, wenn die Zinsen um 1% sinken. Zusammen mit dem Couponertrag von 1% ergibt sich daraus eine Gesamtrendite von ungefähr +11%. Steigen die Zinsen im ersten Jahr jedoch um 1%, sinkt der Wert dieser Anleihe um rund 10%. Der Couponertrag von 1% kann dies nur zu einem kleinen Teil ausgleichen. Die resultierende jährliche Gesamtrendite beträgt in diesem Szenario ca. -9%.

Renditeerwartungen für 2025

Die starke Performance von Schweizer Anleihen in den letzten drei Jahren resultierte hauptsächlich aus den vergleichsweise deutlichen Veränderungen der Zinsen und Kreditrisikoprämien. Die Couponerträge fielen dagegen kaum ins Gewicht. Für 2025 rechnen wir aktuell nicht mit ähnlich guten Performancewerten. Die Renditeerwartungen hängen natürlich in erster Linie von den erwarteten Veränderungen der Zinsen und Spreads ab. Die nachstehenden Tabellen geben die Erwartungen in Bezug auf die Renditen von Schweizer Anleihen in verschiedenen Marktszenarien wieder.

Abbildung 2. Renditeerwartungen für Schweizer Anleihen für 20252

Lesen Sie auch: Was signalisiert der grosse Zinsschritt in der Schweiz?

Im „Bull Steepening“-Szenario sinken die kurzfristigen Renditen schneller als die langfristigen Renditen. Dieses Szenario geht davon aus, dass die kurzfristigen Zinsen in Richtung 0% tendieren, wie der Markt aktuell erwartet, und die langfristigen Zinsen auf dem Niveau vom Jahresanfang bleiben. In diesem Szenario sind die Renditeerwartungen für 2025 weiterhin positiv, aber erheblich niedriger als in den beiden Vorjahren. Das liegt daran, dass das Potenzial für noch engere Kreditrisikoprämien und deutlich tiefere Zinsen begrenzt erscheint.

Für die Renditen im Jahr 2025 dürften die Couponerträge daher wieder entscheidender sein als die Marktschwankungen.

Sollte das „Bull Steepening“-Szenario eintreten, wird der SBI A-BBB Index trotz des erheblich geringeren Zinsrisikos den SBI AAA-BBB Index übertreffen. Da im SBI A-BBB Index kürzere Laufzeiten stärker gewichtet sind, profitiert er mehr von sinkenden Zinsen.

Insgesamt erwarten wir, dass die Renditen von Schweizer Anleihen im Jahr 2025 wahrscheinlich grob im Bereich des langfristigen Durchschnitts von etwa 2% liegen dürften.


Abbildung 3. Langfristige Durchschnittsrenditen Schweizer Anleihen und Schweizer Aktien3



Der Zinsrückgang in letzter Zeit hat natürlich zu geringeren Renditeerwartungen für Schweizer Anleihen geführt. Doch das trifft auch auf viele andere Anlageklassen zu. Denn die erwartete Rendite einer Anlage ist letztlich nichts anderes als die Summe der erwarteten Risikoprämien für die verschiedenen Risiken einer Anlage. Da die meisten Anlagen mit einem Zinsrisiko verbunden sind, wirken sich tiefere Zinsen auch negativ auf die erwartete Rendite aus.

Keine schlechte Wette

Gemessen am Risiko Schweizer Anleihen insgesamt ist eine Rendite von 2% noch immer gut, vor allem angesichts des aktuell unsicheren Marktumfelds. Schweizer Anleihen sollten auch eine Möglichkeit sein, die Renditeschwankungen in einem Anlageportfolio zu glätten.

Ausserdem sind die Fundamentaldaten von Schweizer Unternehmensanleihen weiterhin solide, und das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist günstig. Deshalb sind wir überzeugt, dass dieses Segment noch immer ein gutes Risiko-Rendite-Profil aufweist. Es profitiert im Allgemeinen von einer starken Diversifizierung der Zins- und Kreditrisiken.

Darüber hinaus zeichnet sich der Schweizer Anleihenmarkt durch eine hohe Qualität der Emittenten und ein geringes Ausfallrisiko aus. Für Anlegerinnen und Anleger mit einer Kaufen-und-Halten-Strategie könnte es sich daher lohnen, langfristig mit Schweizer Unternehmensanleihen eine etwas höhere Kreditrisikoprämie abzuschöpfen.
 

3 Quellen
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1 Bloomberg. Nur zur Veranschaulichung. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit bietet keine Gewähr für künftige Ergebnisse.
2 LOIM. Nur zur Veranschaulichung.
3 Bloomberg, 2. Juni 2008 bis 30. Dezember 2024. Nur zur Veranschaulichung. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit bietet keine Gewähr für künftige Ergebnisse.

Wichtige Hinweise.

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