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Wie kohlenstoffintensive Industrien in den Kampf gegen den Klimawandel einbezogen werden können

Wie kohlenstoffintensive Industrien in den Kampf gegen den Klimawandel einbezogen werden können
Thomas Höhne-Sparborth, PhD - Head of Sustainability Research

Thomas Höhne-Sparborth, PhD

Head of Sustainability Research

Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, müssen die Emissionen radikal reduziert werden – und das innerhalb kurzer Zeit. Um eine realistische Chance zu haben, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen – dem Maximalziel des Pariser Abkommens –, müssten die Treibhausgasemissionen bis 2030 auf 25 Gt CO2-Äquivalente sinken. Dies wäre ein Rückgang von 55% gegenüber den Werten aus dem Jahr 20181.Bis 2050 müssten die CO2-Emissionen auf (netto) Null fallen, die Treibhausgasemissionen müssten dieses Niveau zehn Jahre später erreichen.  

Die Verringerung von Emissionen wird für einige Branchen herausfordernd sein. Wir bei Lombard Odier sind aber der Ansicht, dass der Übergang für die am besten positionierten Unternehmen in CO2-lastigen Branchen in der Transformation zusätzliche Wettbewerbschancen schafft und attraktive Investitionserträge generiert.

Das Erreichen des Ziels erfordert enorme Anstrengungen und hängt vom konzertierten Handeln über alle Branchen hinweg ab. Zu oft lag der Schwerpunkt der Dekarbonisierung auf dem Energiesektor und auf Bemühungen um Transformation von der intensiven Nutzung fossiler Brennstoffe hin zu Erneuerbaren Energien. Dies ist sicherlich ein wichtiger Baustein des Wandels, könnte aber die Tatsache verdecken, dass ein Übergang zu saubereren Energiearten allein nicht ausreichen wird, um die Klimaziele zu erreichen. Vielmehr wird eine CO2-neutrale Wirtschaft zusätzliche hohe Investitionen in Effizienz, Reduzierung und CO2-Speicherung benötigen – über alle Branchen wie Industrie, Verkehr, Landwirtschaft, Energie etc. hinweg.

Heute verursachen Branchen wie Verkehr, Eisen und Stahl, Zement und Chemie einen grossen Teil der Emissionen. Diese Branchen sind wichtige Säulen unserer Wirtschaft und als Wachstumstreiber enorm wichtig. Denn sie liefern die Materialien, auf denen unsere Gesellschaften aufgebaut sind. Gleichzeitig ist die Reduzierung der Emissionen in diesen Branchen schwer. Doch Stahl, Zement und Chemikalien werden wir auch 2050 immer noch benötigen. Hohe Betriebstemperaturen, nicht zu vermeidende Emissionen aus physikalischen und chemischen Reaktionen, irreversible Kosten für Altanlagen – das alles sind problematische Themen, die die Kosten für die Emissionsreduzierung in die Höhe treiben.

 
 
EU: Emissionsintensität in ausgewählten Industriezweigen (T CO2e pro Million Euro Umsatz)
 

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Quelle: Lombard Odier Berechnungen basierend auf Eurostat (2019)

 

Für die Klimawende sind Branchen mit hohen und schwer zu reduzierenden Emissionen besonders wichtig, allerdings werden sie von Cleantech- und Low Carbon-Fonds oft ignoriert. Diese investieren in Vorzeigetechnologien wie Erneuerbare Energien und Elektromobilität oder „low-impact“-Sektoren (also „sanfte“ Branchen), die ein Investieren mit gutem Gewissen zu ermöglichen scheinen. Das gesamte Spektrum der in allen Branchen erforderlichen Klimawende decken aber nur wenige dieser Fonds ab. Eine zufriedenstellende Lösung, um die über alle Branchen hinweg nötigen Veränderungen voranzutreiben, bieten sie nicht.

Die Lombard Odier Climate Transition Strategy will diese Lücke füllen. Sie steht für eine Anlagephilosophie, die auf die Transformation hin zu einer CO2-neutralen Wirtschaft ausgerichtet ist. Diese Philosophie steht im Einklang mit den jüngsten Empfehlungen aus Wissenschaft, Industrie und Politik und wird durch den EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen mit den anstehenden EU-Vorschriften zur Taxonomie und Benchmarks noch einmal unterstrichen. Die Taxonomie berücksichtigt ausdrücklich auch einige der Branchen, die heute für das Gros der Emissionen verantwortlich sind, und Massnahmen, die erforderlich sind, damit diese Branchen sich in Richtung eines nachhaltigeren Modells entwickeln.

Für die Klimawende sind Branchen mit hohen und schwer zu reduzierenden Emissionen besonders wichtig, allerdings werden sie von Cleantech- und Low Carbon-Fonds oft ignoriert.

Auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Wirtschaft

Einige Strategien und Lösungen können identifiziert werden, die Unternehmen bei der Transformation hin zu einer CO2-neutralen Wirtschaft unterstützen und dabei denen, die den Wandel beherzt angehen, Energie- und Kosteneinsparungen ermöglichen. Die Umstellung auf alternative Kraftstoffe und Rohstoffe ausgenommen, schätzt die Internationale Energieagentur (IEA), dass modernere Technologien zur Verbesserung der Energieeffizienz, ein besserer Einsatz von Materialien (einschliesslich recycelter Materialien) und andere Technologien Emissionen in den kommenden Jahrzehnten um rund 46% senken könnten.

Zum einen dürfte der Digitalisierung eine Schlüsselrolle bei der Schaffung schlankerer Produktionsprozesse zukommen. Die aktuellen Trends hin zur Digitalisierung von Wertschöpfungsketten, Produkten und Geschäftsmodellen wird heute oft als „Industrie 4.0“ bezeichnet, nach den vorangegangenen Umwälzungen durch die Entdeckung von Wasser- und Dampfkraft, des Fliessbands und der Computer. Getrieben durch den Aufstieg von Künstlicher Intelligenz, Cloud Computing und Big Data-Analysen ermöglichen neue Anwendungen eine schlankere und effizientere Produktion bei geringerer Umweltbelastung. Computergestütztes Design und 3D-Druck unterstützen zum Beispiel die Dematerialisierung und die Reduzierung des Gewichts von Produkten. Die vorausschauende Instandhaltung (Predictive Maintenance) verlängert die Lebensdauer von Geräten, und das Internet der Dinge wird zur Reduzierung von Verschwendung in der Lieferkette eingesetzt.

Zweitens muss Abfall- und Recyclingprozessen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, wenn Produkte irgendwann einmal am Ende ihrer Lebenszyklus angelangt sind. Allein der Wert des in Elektroschrott enthaltenen Materialien wird auf fast 63 Mrd. USD geschätzt, mit dem anhaltenden Wachstum der Elektrobranche dürfte er noch steigen2. Da die Rohstoffpreise heute volatiler sind als zu allen anderen Zeitpunkten im letzten Jahrhundert3, verkleinert ein solches Recycling nicht nur den ökologischen Fussabdruck, sondern reduziert auch die Lieferkettenrisiken.

Von besonderer Bedeutung für die Industrie ist drittens auch der Einsatz von CCUS-Technologien (Carbon Capture, Use and Storage). Die Technologie gilt als eine der kostengünstigsten verfügbaren Lösungen zur Emissionsreduzierung und kann auch in bestehenden Anlagen nachgerüstet werden. Dies ist besonders wichtig angesichts der Einsatzdauer der meisten Industrieanlagen von 50 Jahren und mehr. Schätzungen der IEA zufolge könnten auf CCUS-Anlagen bis 2060 24% der reduzierten Gesamtemissionen zurückzuführen sein, sie könnten 8 Gt CO2 speichern und die Gesamtemissionen in diesem Sektor um weitere 14% senken4.

Entscheidend ist, dass diese Art von Lösungen nicht nur Wege aufzeigt für Branchen, in denen die Verringerung des ökologischen Fussabdrucks schwieriger ist, sondern dass Unternehmen dadurch auch ihre Wettbewerbschancen erhöhen und ihren Marktanteil steigern können. In einer zunehmend CO2-reduzierten Welt werden nachgelagerte Unternehmen und Verbraucher versuchen, ihren CO2-Fussabdruck zu verringern. Im Durchschnitt liegen die Emissionen in der Lieferkette eines Unternehmens viermal so hoch wie die im eigenen Unternehmen5, was starke Anreize für die Umstellung auf Produkte schafft, die von Lieferanten mit geringerem Fussabdruck und vorausschauenderer Klimapolitik angeboten werden. Investitionen in die Verringerung bieten dadurch einen Marktvorteil.

Daher scheuen wir uns nicht, bei der Definition des Universums potenzieller Investitionsmöglichkeiten für unsere Klimawendestrategie auch diese Branchen einzubeziehen, in denen die CO2-Reduzierung schwieriger ist. Vielmehr haben wir uns zum Ziel gesetzt, diejenigen Player zu finden, die die Transformation vorantreiben können und dadurch wachsen, da sie in einer Welt mit Klimaauflagen erfolgreich sein können.

 

Den vollständigen Bericht hier lesen.

 

Quellen.

 

2 BloombergNEF (2019). Dell eyes $63 Billion E-Waste Recycling Opportunity: Q&A. Collins, B. Link https://about.bnef.com/blog/dell-eyes-63-billion-e-waste-recycling-opportunity-qa/
3 McKinsey (2011). Resource revolution: Meeting the world’s energy, materials, food, and water needs. Dobbs, R; Oppenheim, J; Thompson, F; Brinkman, M and Zornes, M. Link https://www.mckinsey.com/~/media/McKinsey/Business%20Functions/Sustainability/Our%20Insights/Resource%20revolution/MGI_Resource_revolution_full_report.ashx
4 International Energy Agency (2019). Transforming Industry through CCUS. Link https://www.iea.org/reports/transforming-industry-through-ccus
5 CDP (2018). Closing the Gap: Scaling up sustainable supply chains. Link https://www.cdp.net/en/research/global-reports/global-supply-chain-report-2018

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