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Was geschieht, wenn die demografische Dividende ausbleibt?
Die demografische Dividende, die in den letzten 60 Jahren die Grundlage für den enormen wirtschaftlichen Fortschritt bildete, ist versiegt und wird durch ein demografisches Defizit abgelöst, das die nächsten 60 Jahre anhalten wird. Der Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung in den grössten Volkswirtschaften der Welt wird zweifellos erhebliche ökonomische Folgen haben, sich auf die Inflation auswirken, Gesundheits- und Pensionsreformen dringend erforderlich machen und Gesellschaften dazu zwingen, sich anzupassen.
Zu erwarten sind eine strukturell höhere Inflation ...
Eine alternde Bevölkerung wirkt sich in zweierlei Hinsicht auf die Inflation aus. Erstens verändert der Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung das Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsum, denn der Anteil der Arbeitskräfte, die normalerweise mehr produzieren als konsumieren, nimmt ab und jener der Nichterwerbstätigen, für die das Gegenteil zutrifft, steigt. Zweitens sinkt das Angebot an Arbeitskräften in der Volkswirtschaft – während das Altern der Bevölkerung gleichzeitig zu einer höheren Nachfrage nach Arbeitskräften in Dienstleistungssektoren wie dem Gesundheitswesen führt.
Aufgrund des starken Arbeitskräfteangebots und der hohen Spareinlagen der letzten Jahrzehnte hatte die demografische Dividende eine deflationäre Wirkung. Zudem sanken die Preise vieler Konsumgüter und Dienstleistungen oder wurden zumindest durch eine Kombination aus Globalisierung und Digitalisierung in Schach gehalten. Aufgrund dieser drei Faktoren – Zunahme der erwerbsfähigen Bevölkerung, Digitalisierung und Globalisierung – konnten die Zentralbanken die Leitzinsen seit 1980 strukturell senken.
Seit 2020 verwandelt sich die demografische Dividende allerdings in ein Defizit, die Globalisierung hat ihren Zenit überschritten, und in den meisten Branchen (mit Ausnahme des Gesundheitswesens) wurden Bereiche, in denen dies einfach möglich war, bereits digitalisiert. Die logische Folge für uns ist, dass es in den kommenden Jahrzehnten zu einem strukturellen Anstieg der Inflation kommen wird.
... Änderungen im Gesundheitswesen ...
Die steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und die vielen Ineffizienzen im Gesundheitssystem haben die Gesundheitsausgaben schneller steigen lassen als das BIP. Ohne Reformen werden die Kosten des Gesundheitswesens aus zwei miteinander verbundenen Gründen auch in Zukunft stärker wachsen als das BIP: Einerseits wird die Bevölkerung älter, und andererseits steigt die Anzahl der chronisch erkrankten Patienten.
Der Grossteil der Gesundheitskosten fällt in den letzten Lebensjahren an. Da die Gesellschaften immer älter werden, wird es in den nächsten Jahren deutlich mehr Menschen geben, die diesen Punkt erreichen. Ausserdem steigt mit zunehmendem Alter die Häufigkeit chronischer Erkrankungen. 2019 litten zum Beispiel 60% der Erwachsenen in den USA an mindestens einer chronischen Erkrankung, die eine lebenslange – und daher teure – Behandlung erforderlich macht.
Die steigenden Kosten untermauern, wie gross der Bedarf an digitalen Lösungen ist. Bisher hat der konservative Gesundheitssektor die disruptiven Kräfte der Digitalisierung nur sehr zögerlich genutzt, obwohl Gesundheitstechnologien die Kosten senken und Behandlungsergebnisse verbessern könnten. Im Verbraucherdienstleistungssektor und verarbeitenden Gewerbe hat die Digitalisierung Prozesse vereinfacht, Mittler eliminiert und vor allem die Kosten gesenkt. Das Gesundheitssystem hätte all diese Optimierungen bitter nötig, weshalb sie in Zukunft wahrscheinlich eine immer grössere Priorität darstellen werden.
Die Kosten können auch durch die Förderung der Prävention reduziert werden. Manche Regierungen warben schon vor der Pandemie für einen gesunden Lebensstil. Nun wird dies in vielen Ländern in den Fokus der Politik rücken. Praktische Ärzte, Lifestyle-Coaches und Psychotherapeuten versuchen alle, die Lebensweise der Menschen zu verbessern und mit Fettleibigkeit in Zusammenhang stehende Erkrankungen und andere chronische Leiden zu vermeiden. Arbeitgeber erkennen die Vorteile: Ihre Angestellten sind voraussichtlich produktiver, loyaler und länger für sie tätig.
... überfällige Pensionsreformen ...
Wenn die Lebenserwartung steigt und der Lebensstandard im Alter nicht sinken soll, müssen auch die Pensionen reformiert werden. Weltweit gibt es drei Arten von Pensionssystemen: das umlagefinanzierte, das kapitalgedeckte leistungsorientierte und das kapitalgedeckte beitragsorientierte Pensionssystem. Letzteres gilt zunehmend als Altersvorsorgemodell der Zukunft, weil die Finanzierungslast dabei nicht mehr vom Staat, sondern von Unternehmen und Einzelpersonen getragen wird. Allerdings werden bei diesem Modell auch die gesamten Risiken auf die künftigen Pensionsempfänger abgewälzt.
Viele Regierungen führen Pensionsreformen durch, um die Löcher in ihren umlagefinanzierten Systemen zu stopfen. Das heisst im Allgemeinen, dass sie die Pensionssysteme weniger grosszügig gestalten, indem sie Frühpensionierungen einschränken, die Leistungen senken sowie die Pensionsbesteuerung und das Pensionsalter anheben. Gerade die Anhebung des Pensionsalters erscheint angemessen, weil es seit über einem Jahrhundert bei 65 Jahren liegt, obwohl die Lebenserwartung in diesem Zeitraum um fast 50 Jahre gestiegen ist – und dank wissenschaftlicher Fortschritte im Gesundheitswesen weiter zunimmt. Die Streiks gegen die Pensionsreform in Frankreich in den Jahren 2019 und 2020 verdeutlichen allerdings, dass solche Änderungen eine bittere Pille für die Mittelschicht sind. Politiker, die solche Reformen vorschlagen, schaufeln sich damit ihr politisches Grab.
Um den Rückgang der umlagefinanzierten Pensionen auszugleichen, haben Regierungen beitragsorientierte Pensionssysteme eingeführt, bei denen jede Person in ihre eigene Pensionierung investiert und über ein individuelles Altersvorsorgekonto steuerlich befreite Beiträge leistet, die vom Arbeitgeber ergänzt werden. Diese Systeme regen zum Sparen für die private Altersvorsorge an und können umlagefinanzierte staatliche Pensionen aufbessern oder sogar ersetzen.
Die Verlagerung der Verantwortung vom Staat auf den Einzelnen stellt für Vermögensverwalter, Vermögensberater und – nicht zu vergessen – Finanzcoaches eine eindeutige Wachstumschance dar. Nicht nur in der Phase des Vermögensaufbaus, sondern auch im Ruhestand, wenn Geld entnommen und das Anlagerisiko reduziert wird.
... und eine inklusivere Gesellschaft.
Laut den Vereinten Nationen befinden wir uns im Jahrzehnt des gesunden Alterns und müssen unsere Gesellschaft dringend an die alternde Bevölkerung anpassen. Ältere Menschen und ihre Art, von A nach B zu kommen, Einrichtungen zu nutzen und ihre Freizeit zu gestalten, müssen besser in die Gesellschaft integriert werden. Auch bei der Planung muss Rücksicht auf sie genommen werden – mit praktischen Massnahmen wie Zufahrtsrampen und breiteren, barrierefreien Gehsteigen, besseren öffentlichen Verkehrsverbindungen oder der Infrastruktur für autonomes Fahren. Darüber hinaus muss das soziale Umfeld von Städten an die Interessen älterer Menschen angepasst werden – und Kontakte zwischen den Generationen müssen gefördert werden.
Der Mangel an ärztlicher Grundversorgung, Rehabilitation, Palliativpflege und Sterbebegleitung muss angesichts der steigenden Nachfrage ebenfalls angegangen werden. Die WHO empfiehlt Regierungen, weiterhin so viel wie möglich in diese Arten häuslicher Pflege zu investieren, um teure und unnötige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden und die Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen in Grenzen zu halten.
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